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Bruno

© dpa

Bärenkult: Ausgestopfter Bruno im Museum

Ab Donnerstag kann man den Braunbären im Münchener Museum "Mensch und Natur" bestaunen. Von Umweltminister Werner Schnappauf zu einem Problem gekürt, wurde er von der Bayrischen Polizei erlegt.

Die Augen sind erschreckt geöffnet. Ein Stück Bienenstock hält Bruno in den Tatzen. In dieser überraschten Körperhaltung ist der legendäre Braunbär ab Donnerstag im Münchner Museum "Mensch und Natur" zu sehen. Knapp zwei Jahre nach seinem Abschuss wird der Öffentlichkeit eine ausgestopfte Version des Tieres zugänglich gemacht. Bruno löste lange vor Knut und Flocke einen Bären-Boom in Deutschland aus. Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Geschichte des Problembären sich wiederholt. Doch diesmal sind die Bayern besser vorbereitet.

Bruno außer Rand und Band

Bruno wanderte irgendwann Mitte Mai 2006 über die Tiroler Berge nach Bayern ein. 170 Jahre zuvor wurde der letzte Bär im Freistaat gesichtet. Entsprechend groß war die Begeisterung für das Jungtier. Bruno war auf Reviersuche. "Willkommen" hieß ihn selbst der damalige bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU). Aber Bruno fehlte die Scheu vor den Menschen. Er durchwanderte Ortschaften, wühlte in Mülltonnen und riss mindestens 50 Haustiere, darunter Schafe und Hühner. Wegen seines frechen Verhaltens wurde er von der bayerischen Staatsregierung binnen kurzem zum "Problembär" abgestempelt, der "außer Rand und Band" geraten sei.

Es folgte eine beispiellose Jagd durch die bayerischen Alpen, samt finnischen Bärenjägern und Nachtsichtgeräten. Die Behörden wollten das Jungtier einfangen und in ein Gehege bringen. Immer wieder entkam Bruno, den die Wissenschaftler "JJ1" nannten, seinen Jägern. Schließlich erteilte der Minister den Abschussbefehl. Am 26. Juni 2006 um 4:50 Uhr in der Früh wurde der Bär erschossen. Zuvor hatte er stundenlang in der Nähe der Rotwandhütte hoch über dem Schliersee gefressen und im nahen Bachlauf getrunken.

Mehr Bären wandern in Bayern ein

Dass demnnächst wieder ein Bär nach Bayern einwandert, ist nicht unwahrscheinlich. In Slowenien und der Slowakei leben mindestens 300 Tiere, die sogar noch bejagt werden. Im Karpatenbogen zwischen Rumänien und Bulgarien sind es etwa 8000 Tiere und auch in Italien leben mehrere Dutzend. Bayerische Experten haben mittlerweile einen Bärenmanagement-Plan entwickelt, um künftig ein Zusammenleben mit dem Menschen zu ermöglichen. "Im Trentino werden sich 2009 etwa zehn Tiere auf die Reise machen", sagt der bayerische Bärenbeauftragte Manfred Wölfl.

Schon die Brüder von "JJ1" sind inzwischen weit gekommen. Nummer 3 ist in Graubünden gelandet und sorgt dort für Aufregung. "JJ5" ist in  der Lombardei, von ihm wird eine Vorliebe für Schafe berichtet. Nummer 4 ist daheim im Trentino geblieben. "Er ist nie auffällig geworden", sagt Wölfl. Der Bärenbeauftragte ärgert sich immer noch, dass Bruno derart ungezogen war, dass er zum Abschuss freigegeben werden musste.

"Es wird keine Bruno-T-Shirts geben"

Die Entscheidung sorgte im Sommer 2006 für viel Aufregung. In Schliersee wurden Reisen storniert, das bayerische Umweltministerium bekam Bombenattrappen geschickt und Minister Schnappauf erhielt Morddrohungen. Auch für die Ausstellungsöffnung haben sich Demonstranten angekündigt.

Der Münchner Museumsleiter Michael Apel will diese Aufregung nicht ausblenden. Bruno sei schließlich mehr gewesen als ein "Managementproblem". "Der Bär war für viele das Symbol für so ziemlich alle Übel, die der Mensch den Tieren je angetan hat", erklärt sich Apel die Aufregung. Im Ausstellungsraum von Bruno hängen neben der Wanderroute entsprechend auch zahlreiche Zeitungsausrisse. In den Bären-Boom will das Museum allerdings nicht einsteigen. "Es wird keine Bruno-T-Shirts geben", versicherte Apel mit Blick auf den Trubel um Knut.

Max Hägler[AFP]

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