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© dpa

Blutbad: Fehde offenbar Grund für Schießerei in Rüsselsheim

Hintergrund der Bluttat in Rüsselsheim mit drei Toten ist vermutlich nach Erkenntnissen des Landeskriminalamts ein Konflikt zwischen zwei türkischen Gruppen. Die Polizei fahndet nach weiteren Personen, die nach der Tat geflüchtet sind.

Nach der Schießerei mit drei Toten und einem Schwerverletzten in Rüsselsheim suchen die Ermittler noch immer nach dem Motiv. Wie Staatsanwaltschaft und hessisches Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch in Wiesbaden berichteten, könnte die Bluttat eine Fehde zwischen zwei türkischen Gruppen ausgelöst haben und mit einer persönlichen körperlichen Auseinandersetzung am vergangenen Wochenende in Mainz zusammenhängen. Diese sei am Dienstagabend möglicherweise eskaliert.

Eine 70-köpfige Sonderkommission versuche die Hintergründe der Tat zu erhellen. Gefahndet werde nach mindestens vier Männern, die nach der Tat geflüchtet seien. Bei zwei bereits in der Nacht zum Mittwoch Festgenommenen im Alter von 28 und 49 Jahren werde eine direkte Tatbeteiligung geprüft. Die Polizei durchsuchte noch in der Nacht zum Mittwoch die Wohnungsadressen von Tatbeteiligten. In einem der Objekte wurden die beiden 28 und 49 Jahre alten Männer festgenommen. Bei beiden gebe es Hinweise, dass sie sich am Tatort aufgehalten hätten, erläuterte Soko-Leiter Stefan Müller.

"Bitte hilf mir"

Vier bis fünf türkische Männer hatten eine am einem Tisch des Eiscafes sitzende Gruppe von drei bis vier Landsmännern angegriffen. Dabei seien mindestens eine Schusswaffe sowie Messer zum Einsatz gekommen. Einer der Erschossenen sowie der lebensgefährlich verletzte Mann würden der Angreifergruppe zugerechnet. Die beiden seien Brüder, 26 und 31 Jahre alt, und stammten aus Wiesbaden. Aus der gegnerischen Gruppe sei ein 29-Jähriger aus Raunheim tödlich verletzt worden.

Bei dem dritten Todesopfer handele es sich um eine völlig unbeteiligte 55-jährige Griechin. Sie sei an inneren Verblutungen gestorben. "Die Frau war völlig unbeteiligt und wurde durch einen Querschläger getroffen", sagte Staatsanwalt Ger Neuber. Ihr Mann musste mit ansehen, wie sie starb. Dem Nachrichtensender N-TV sagte er: "Ich habe mit einem Mal Bam-Bam-Bam gehört. Ich gucke draußen, meine Frau ist runtergefallen. Sie hat gesagt, bitte hilf mir." Zwanzig Minuten später sei sie tot gewesen.

Tatbeteiligte bereits vorher aufgefallen

Mindestens einer der Tatbeteiligten aus Rüsselsheim sei bei der Auseinandersetzung am vergangenen Wochenende vor einer Diskothek in Mainz dabei gewesen. Der zu Grunde liegende persönliche Konflikt zwischen den Beteiligten schwele offenbar schon mehrere Jahre. Für Spekulationen, die Tat könne mit Wettschulden zusammenhängen, gebe es ebenso keine Belege wie für organisierte kriminelle Strukturen im Hintergrund, betonte Müller. Eine neue Qualität der Gewalt in Hessen sehe er nicht.

Die Beteiligten der Schießerei waren der Polizei bereits wegen Körperverletzungsdelikten bekannt. Der lebensgefährliche verletzte 31-Jährige befand sich am Mittwoch in einer Frankfurter Klinik und wurde dort bewacht. Er soll am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Zur Aufklärung der Tat setzt die Polizei auf weitere Hinweise von Zeugen. "Wir haben noch lange nicht alle Zeugen ermittelt, die etwas beobachtet haben", sagte Müller. Für sachdienliche Hinweise sei eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt worden. Außerdem sei ein Call-Center eingerichtet worden. Wie LKA-Vizepräsident Roland Desch sagte, waren in der Nacht zum Mittwoch zeitweise bis zu 150 Beamte im Einsatz. Der hohe Personaleinsatz diene auch dem Ziel, "Nachfolgetaten" zu verhindern. (imo/ddp/dpa)

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