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Macht’s gut. Fast beiläufig grüßt ein hoher Militärangehöriger die beiden Astronauten Jing Haipeng und Chen Dong, die keimfrei abgeschirmt auf eine Besprechung warten, in der sie letzte Instruktionen bekommen, was sie im All tun sollen.

© imago/Xinhua

Chinas Raumfahrt: Taikonauten oder Astronauten?

Peking hat zwei Astronauten zum Raumlabor geschickt, das seit September um die Erde kreist. Es wird die bisher längste Reise in der Geschichte der chinesischen Raumfahrt.

Zwei chinesische Astronauten sind am Montag zum längsten Weltraum-Aufenthalt in der Geschichte der chinesischen Raumfahrt gestartet. Die beiden Raumfahrer Jing Haipeng und Chen Dong hoben am frühen Montagmorgen in einer Shenzou-11-Rakete von der Satellitenstartrampe Jiuquan in der Wüste Gobi ab, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Nach 48 Stunden sollen sie das Raumlabor Tiangong-2 erreichen, das seit September um die Erde kreist.

Die beiden Männer sollen nach ihrer Ankunft am Mittwoch 30 Tage im dem Raumlabor bleiben – die bisher längste Zeit für chinesische Astronauten im All. Jing leitet die Weltraummission und wird seinen 50. Geburtstag im Orbit feiern. Gemeinsam mit Chen soll er Experimente zu Reparaturarbeiten im All und naturwissenschaftliche Versuche unternehmen.

„Obwohl der Job fordernd, riskant und gefährlich ist, gibt es nichts, was ich lieber tun würde“, sagte Jing vor dem Raketenstart. Der 37-jährige Chen darf mit seinem einstigen Idol im Weltraum weilen: „Ich sah Jing immer im Fernsehen, und er kam mir so weit weg vor“, bekannte er. „Aber als ich ihn persönlich kennenlernte, waren meine Sorgen und Ängste verschwunden.“

Aber heißt es eigentlich "Astronaut" oder "Taikonaut"? Der Begriff „Taikonaut“ für chinesische Raumfahrer wird vor allem im Westen verwendet, in China selber ist er kaum gebräuchlich. Das chinesische Wort „Taikong“ („tai“ für „sehr groß“ und „kong“ für „Raum“), bezeichnet in China schon immer die endlosen Weiten zu den Sternen. Zusammen mit dem aus dem Griechischen entlehnten Begriff „Nautik“ („Schifffahrtskunde“) entstand das Kunstwort „Taikonaut“ für Weltraumfahrer, die in chinesischem Auftrag tätig sind. Bekannt wurde der Begriff Taikonaut als erstes 1998 durch die Internetseite „Go Taikonauts!“– damals die einzige englischsprachige Informationsquelle aus China über Pekings Raumfahrt. Die offizielle chinesische Bezeichnung lautet aber nach wie vor : „yuhángyuán“ und bedeutet Raumfahrer. In englischsprachigen Texten verwenden chinesische Medien wie „China Daily“ den westlichen Begriff „Astronaut“ oder „Kosmonaut“.

Erfolgreicher Start. Am frühen Montagmorgen hob die Rakete in der Wüste Gobi ab.
Erfolgreicher Start. Am frühen Montagmorgen hob die Rakete in der Wüste Gobi ab.

© imago/Xinhua

Präsident Xi Jinping schickte laut Xinhua ein Glückwunschschreiben an die Raumfahrtmission, in der er sie aufrief, noch „größere Schritte“ im All zu unternehmen, um China zu einer Raumfahrtmacht zu machen.

Das Labor Tiangong-2 („Himmlischer Palast 2“) befindet sich 393 Kilometer von der Erde entfernt. Es besteht aus zwei Kabinen: einem Versuchslabor, das gleichzeitig als Büro und Schlafzimmer dient, und einem Lagerraum. Die Astronauten sollen laut der staatlichen Zeitung „China Daily“ unter anderem Reis anbauen und Atom-Weltraumuhren testen, die mit einer Lasertechnik gekühlt werden.

Dem Bericht zufolge haben die Raumfahrer jeden Abend zwei Stunden frei, um Filme zu schauen, Musik zu hören und Videoanrufe bei ihrer Familie zu machen. Ein Verantwortlicher des chinesischen Raumfahrtprogramms, Wu Ping, sagte der Zeitung, den Astronauten stünden „mehr als hundert Sorten Essen und Getränke“ zur Verfügung. Außerdem gebe es in dem Raumlabor ein Laufband und ein Fitnessfahrrad.

Um gegenüber den USA und Europa aufzuholen, steckt die Volksrepublik Milliardensummen in ihr vom Militär kontrolliertes Raumfahrtprojekt. Ziel ist es, bis zum Jahr 2022 eine eigene bemannte Raumstation aufzubauen. Russland, das an der Internationalen Raumstation ISS beteiligt ist, strebt seinerseits bis 2023 eine eigene Raumstation an.

China will um das Jahr 2020 ein Raumschiff zum Mars schicken, um den Roten Planeten zu erforschen. Außerdem arbeitet Peking an einer Mondexpedition.

Im Jahr 2003 hatte China zum ersten Mal einen Menschen ins All geschickt. 2013 kreiste dann im Rahmen der bemannten Mission Shenzhou-10 zwei Wochen lang ein Raumschiff um die Erde.

Im Dezember 2013 schließlich schickte China als drittes Land nach den USA und der ehemaligen Sowjetunion eine Sonde auf den Mond: Die Raumsonde Chang'e-3 mit dem Mondfahrzeug „Jadehase“. (mit AFP)

Jule Peltzer

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