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Panorama: Corinna darf nicht nach Jerusalem

HAMBURG (Tsp).Der Grand Prix, der ein Jahr nach Guildo Horn in Langeweile zu versinken drohte, hat jetzt doch noch seinen Skandal bekommen.

HAMBURG (Tsp).Der Grand Prix, der ein Jahr nach Guildo Horn in Langeweile zu versinken drohte, hat jetzt doch noch seinen Skandal bekommen.Corinna May, mit großem Vorsprung Siegerin der deutschen Vorentscheidung, darf nicht am internationalen Schlagerfinale in Jerusalem teilnehmen.

Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Dienstag mitteilte, ist das Lied der blinden Corinna, "Hör den Kindern einfach zu", bereits 1997 mit einem anderen Text und einem anderen Sänger auf einer CD erschienen.Nach den Eurovisionsregeln sind alte Musiktitel, die vor 1999 veröffentlicht wurden, von der Teilnahme ausgeschlossen.Für die Sängerin aus Bremen werde nun die auf Platz zwei plazierte bayerisch-türkische Gruppe Sürpriz am 29.Mai Deutschland vertreten.Die Multi-Kulti-Truppe wird von Produzent Ralph Siegel betreut, der damit wieder vorn im Rennen ist.Er hatte sich über den Sieg Guildo Horns im letzten Jahr sehr geärgert.Wie Manager Dirk Münchow einer Presseagentur auf Anfrage bestätigte, hat der Komponist des Songs, Frank Zumbroich, dasselbe Lied - aber mit anderem Text - bereits 1997 veröffentlicht."Ich nehme die Geschichte auf meine Kappe", sagte Münchow."Ich habe es vorher gewußt, aber nicht so dramatisch eingeschätzt."

Unklar war gestern, inwieweit Komponist und Manager von vorneherein damit kalkuliert hatten, daß die Sache scheitern könnte.Sie könnten in Ermangelung eines besseren Liedes einfach versucht haben, das alte - erfolglose - Lied ins Rennen zu schicken, um es bei einem zweiten Anlauf vielleicht erfolgreich zu vermarkten.Wenn die Regelverletzung rauskäme, wie geschehen, hätten sie vielleicht trotzdem einen guten Verkaufserlös.Außerdem könnte es sein, daß Corinna wegen des Mitleidseffekts beim nächsten Mal wiedergewählt wird, selbst wenn das Lied schlechter wäre.Die Plattenfirma kündigte schon an, sie werde Corinna nächstes Jahr wieder aufstellen.

Die Sängerin traf die Nachricht angeblich wie ein Schock."Corinna ist in Tränen aufgelöst und kann selbst keine Stellungnahme abgeben", sagte ihr Vater Heinz G.Meyer einer deutschen Presseagentur."Irgendjemand hätte ihr sagen müssen, daß das Lied schon alt ist.In diesem Fall hätte sie es gar nicht erst gesungen."

Jörg Hellwig, Chef der Plattenfirma Polydor, die Corinna May unter Vertrag hat, sagte: "Ich bin fassungslos.Wir hatten auf die Eurovisionsregel, wonach nur neue Titel zugelassen sind, ausdrücklich hingewiesen." Seine Firma werde aber weiter mit ihr zusammenarbeiten."Im nächsten Jahr werden wir sie auf jeden Fall wieder zur deutschen Vorentscheidung anmelden", sagte Hellwig.Mit Corinna May werde er weiter zusammenarbeiten, sagte Manager Münchow.Die 28jährige plane, privat im Mai nach Jerusalem zu reisen.

Chance für Deutschland gestiegen

Für Deutschland sind die Chancen in Jerusalem möglicherweise gestiegen.Die bayerisch-türkische Gruppe Sürpriz bekommt voraussichtlich viele Stimmen aus der Türkei.Die Kehrseite: Die Türken in Deutschland sorgten in der Vergangenheit immer dafür, daß Deutschland viele Punkte an die Türkei vergab.Insofern fechten jetzt die Türken in Deutschland gegen die Türken in der Türkei einen innertürkischen Wettkampf aus.

Türken in Deutschland freuen sich

Die Verkäuferin an der Käsetheke im Birlik-Market an der Potsdamer Straße freut sich, als sie erfährt, daß die Gruppe Sürpriz (Die Überraschung) nun doch Deutschland vertreten wird.Für einige Zeit hing dort ein Plakat der türkischen Gruppe.Das Geschäft habe es zugeschickt bekommen und gerne im Laden aufgehängt.Nun sei es eingerissen und werde wieder aufgehängt, sobald es wieder zusammengeklebt sei."Der Sieg macht ein wenig stolz," sagt sie.Stolz darauf, daß gerade junge Türken "es soweit gebracht haben", ist auch Ahmet Özkay von der Zeitung "Sabah".Tage zuvor hatten alle türkischen Blätter in Deutschland kräftig die Werbetrommel gerührt, damit "die Landsleute" bei der Vorentscheidung per Telefon Sürpriz wählen.Um so größer war die Enttäuschung, als die Stimmen nur für den zweiten Platz reichten.Nun geht der Journalist davon aus, daß Deutschland aus der Türkei zwölf Punkte bekommen wird und ist gespannt, wieviel Punkte die Türkei aus Deutschland erhält."Das hat nichts mit Nationalstolz zu tun," sagt er.Jede Gruppe drücke dem Interpreten die Daumen, mit dem sie sich am meisten identifiziere.Guildo-Horn-Fans seien extra ins Ausland gefahren, um ihn wählen zu können. SUZAN GÜLFIRAT

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