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Panorama: Da lacht die Koralle

Ein Unterwasser-Musikfestival in Florida will Riffe schützen – die Natur antwortet mit Sturmgewalt

Key West (dpa/Reuters). Sie nennen sich „Tuna Turner“, „Britney Spearfish“ oder „Ella Fishgerald“ – die Teilnehmer des UnterwasserMusikfestivals in Key West, Florida, gehen einem Vergnügen nach, das nicht für jeden gleichermaßen nachvollziehbar ist. Sie machen Musik unter Wasser. Sie gehen mit ihren Gitarren und Posaunen auf den Meeresgrund, hören sich gegenseitig zu und sind sich sicher – das ist für sie ganz wichtig –, dass die Fangemeinde klein bleiben wird. Das ganze Spektakel wird von einigen Unterwasserfotografen festgehalten und die Musik wird von einem örtlichen Radiosender übertragen. Das Festival zählt laut „tripsmarter.com“ 600 Teilnehmer und nur unwesentlich mehr Zuschauer, die sich vor der Kulisse farbenfroher Korallenriffe treffen.

Das Festival dient einem guten Zweck. Es will auf die bedrohten Korallenriffe aufmerksam machen und fordert vor allem die Tourismusindustrie auf, die Urlauber zur Rücksicht zu gemahnen. Ihre Unterwassermusik, so lautet die Botschaft, ist für Außenstehende genauso lautlos, wie es die stummen Meeresbewohner sind, die den Umweltveränderungen hilflos ausgeliefert sind.

Die Natur antwortet auf dieses edle Ansinnen mit Sturmgewalt. Tatsächlich hatten die Teilnehmer des Festivals Glück. Denn von fern rollt eine Gefahr auf sie zu. Der Tropensturm „Claudette“, der kurz davor ist, sich zu einem Hurrikan auszuweiten, hat am Wochenende seinen Weg durch die Karibik in Richtung der Küste der USA und Mexikos fortgesetzt.

Alarmstimmung an den Küsten

Es wurde damit gerechnet, dass der Sturm an Stärke gewinnen und sich zu einem Hurrikan ausweiten würde, bevor er am Montagabend oder Dienstagmorgen das Festland erreichen würde.

Wegen des Sturms herrscht an den US-Küsten Alarmstimmung. Urlauber und Küstenbewohner bereiten sich darauf vor, dass „Claudette“ sie trifft. Der genaue Kurs kann nicht vorherbestimmt werden. Im Golf von Mexiko sind sogar Öl- und Gasfördereinrichtungen stillgelegt worden, was zu einem Anstieg der Ölpreise geführt hat.

Das Zentrum des Unwetters befand sich am Wochenende 640 Kilometer südöstlich der texanischen Stadt Brownsville. Das US-Hurrikan-Zentrum in Miami im US-Bundesstaat Florida ging davon aus, dass der Sturm in der Nähe der Grenze zwischen Mexiko und den USA erneut auf die Küste treffen würde. Am Freitag war „Claudette“ über die Spitze der mexikanischen Halbinsel Yucatan hinweggefegt, hatte dort aber nur geringen Schaden angerichtet.

Ein Tropensturm wird ab einer Windgeschwindigkeit von mehr als 118 Kilometern pro Stunde als Hurrikan klassifiziert. Bei „Claudette“ wurden lediglich Geschwindigkeiten bis zu 80 Kilometern pro Stunde gemessen. Das Hurrikan-Zentrum rechnete jedoch damit, dass der Sturm über dem Meer an Stärke gewinnen würde.

Ölhändlern zufolge befürchten die Marktteilnehmer, dass der Sturm die Raffinerien an der Golfküste von Texas und Louisiana beschädigt und es damit angesichts der ohnehin knappen US-Energievorräte während der verbrauchsintensiven Sommersaison zu Versorgungsengpässen in den USA kommen könnte. Die Befürchtungen wurden durch die Mitteilung des Ölkonzerns Shell bestärkt, er habe eine Reihe von Öl- und Gasförderanlagen im Golf von Mexiko stillgelegt.

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