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Die Stadt wird zum Puppenhaus. Wer in Venedig durch die Gassen läuft, sieht plötzlich über den Dächern ein schwimmendes Hochhaus vorbeifahren. Foto: Reuters

© Reuters

Panorama: Das Kreuz mit den Kreuzfahrern

Die Giganten stören das Stadtbild Venedigs und vieler anderer Orte – aber sie bringen Geld.

Es sieht aus wie ein Wolkenkratzer, was sich da hinter dem Dogenpalast von Venedig entlangschiebt. Tatsächlich aber ist es eine Stadt auf dem Wasser. Italiens berühmte Küstenstädte und die Dörfer in den malerischen Buchten kennen die Giganten nur zu gut. Durch den Boom der letzten Jahre tauchen immer mehr und immer größere Schiffe vor ihren Küsten auf. Meistens durchaus willkommen, denn wenn einer der Riesendampfer Station macht und die Kreuzfahrer auf das Festland ausspuckt, dann klingelt die Kasse.

Besonders betroffen vom Kreuzfahrt-Boom ist Venedig. Für die Touristen ist die mehr als 1000 Jahre alte Metropole eine Art Disneyland am Mittelmeer. Früher fuhren die Venezianer hinaus und beherrschten mit ihren Schiffen das Mittelmeer. Heute passieren die riesigen Schiffe die 1000 Jahre alte Basilika auf dem Markusplatz und den Dogenpalast teilweise in einem Abstand von nicht einmal 50 Metern. Sie erscheinen wie ein Monument des Triumphs der Moderne über die Vergangenheit. Die Gebäude der historischen Stadt werden täglich mehrmals in ihren Fundamenten erschüttert. Die Gruppe „Fuori le Maxinavi Dal Bacino di San Marco“ ist besonders aktiv im Kampf gegen die Kreuzfahrtschiffe. Seit März 2011 engagieren sich die venezianischen Bürger im Rahmen von Demonstrationen, über Facebook und auf politischer Ebene gegen die Umweltverschmutzung, die Lärmbelastung und die Gefahr für die historischen Bauten durch die Riesen. Umweltminister Corrado Clini legte jetzt angesichts der Katastrophe einen Gesetzesentwurf vor, der die Durchfahrt für Kreuzfahrtschiffe an den neuralgischsten Punkten der Lagune verbieten soll.

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