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Panorama: Den Betreibern der Brennelementefabrik in Japan wird die Lizenz entzogen

Eine Woche nach dem Atomunfall in einer japanischen Brennelementefabrik hat die Aufsichtsbehörde entschieden, dem Betreiber JCO die Lizenz zu entziehen. Das berichteten japanische Medien am Mittwoch.

Eine Woche nach dem Atomunfall in einer japanischen Brennelementefabrik hat die Aufsichtsbehörde entschieden, dem Betreiber JCO die Lizenz zu entziehen. Das berichteten japanische Medien am Mittwoch. Die Polizei durchsuchte am selben Tag die JCO-Firmenzentrale in Tokio und die Unglücksfabrik in Tokaimura. Sie wollte ermitteln, wer für die illegale Änderung einer amtlich genehmigten Betriebsvorschrift verantwortlich ist. In Südkorea versammelten sich Umweltschützer in mehreren Städten zu Protesten. Dort waren am Montag durch ein Leck im Kernkraftwerk Wolsong nach Behördenangaben 22 Arbeiter leicht verstrahlt worden.

Der südkoreanische Kraftwerksbetreiber Kepco gab den Störfall erst am Dienstag bekannt. "Wir sind über die Baupläne für weitere Kernreaktoren besorgt", sagte eine Sprecherin der Umweltschutzgruppe Green Korea United in Seoul. Ärzte kämpften weiter um das Leben eines 35-jährigen Arbeiters aus Tokaimura. Er erhielt eine Bluttransfusion. Der Mann hatte Experten zufolge das 17 000-Fache der jährlich erlaubten Strahlungsdosis abbekommen. Er soll kaum noch weiße Blutkörperchen haben, auch sein Knochenmark sei beschädigt.

Am Samstag soll einem weiteren verseuchten Arbeiter Blut übertragen werden. Auch bei ihm nehme die Zahl der weißen Blutkörperchen deutlich ab, hieß es. In Tokaimura, nordöstlich von Tokio, wird Uran-Brennstoff für den Testreaktor des schnellen Brüters Joyo hergestellt. In der Fabrik kam es am vergangenen Donnerstag zum schwersten Atomunfall in der Geschichte Japans. 49 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verstrahlt.

Nach Informationen der Polizei änderte der Betreiber vor sieben bis acht Jahren eine Verfahrensvorschrift an der Aufsichtsbehörde vorbei, um die Produktion zu beschleunigen. Die Beschäftigten lösten den Unfall aus, als sie eine viel zu große Menge Uranlösung in Stahleimern und von Hand in einen Tank kippten. Dabei wurden Arbeitsschritte übersprungen.

Die "Asahi Shimbun" berichtete unter Berufung auf Ermittler, die Verarbeitung der Uranlösung hätte schon am Tag vor dem Unfall beendet werden sollen. Das sei zeitlich nicht geschafft worden. Die Frist zur Fertigstellung des Brennstoffs laufe erst Ende November ab. Deshalb sei die Eile unverständlich, hieß es.

In Südkorea wurde nach Angaben des Kraftwerksbetreibers bei der Wartung der Kühlwasserpumpe aus noch unbekannter Ursache ein Verbindungsstück zum Motor beschädigt. Das Technologieministerium in Seoul schloss weder menschliches Versagen noch einen technischen Defekt aus. Für die Umwelt habe keine Gefahr bestanden. Das Leck sei kurz nach dem Austritt von etwa 45 Litern radioaktiven Wassers wieder geschlossen worden. Der Schwerwasserreaktor (700 Megawatt) kanadischen Typs war erst im Juli 1998 ans Netz gegangen.

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