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Panorama: Den Champagner bitte warmstellen

Deutschland rutscht in einer langen Schlitterpartie ins neue Jahr. Heute taut der Schnee von letzter Nacht.

Deutschland rutscht in einer langen Schlitterpartie ins neue Jahr. Heute taut der Schnee von letzter Nacht. Dann regnet es bei milden Temperaturen. Und dann wird es kalt. Sehr kalt. Für die Neujahrsnacht verspricht die Meteorologin Tanja Lamprecht von Meteomedia minus acht Grad. Bei solchen Temperaturen müssen die Feiernden am Brandenburger Tor den Champagner warmstellen. Die Idealtemperatur für Champagner beträgt plus acht Grad.

Gefährliche Schlitterpartien erlebten die Autofahrer am Donnerstag in Baden-Württemberg auf den Autobahnen A 8 (Karlsruhe - München) und A 6 (Mannheim - Nürnberg), die streckenweise eisglatt waren. Einige Landstraßen wurden gesperrt, nachdem Autos sich quer gestellt hatten und Streudienste nicht durchkamen.

In der Nacht zu Freitag kann es auf den Straßen vor allem im Osten, im Süden und in den Mittelgebirgen durch Schnee, Schneematsch und Verwehungen erneut zu erheblichen Behinderungen kommen. Für Freitag sagen die Meteorologen Tauwetter voraus. An der Küste und in den Bergen werden schwere Sturmböen erwartet.

In Verbindung mit dem feuchter werdenden Schnee könne es in den Mittelgebirgen zu Schneebruch mit umstürzenden Bäumen kommen, hieß es beim Wetterdienst. Auf der Alpennordseite herrscht wegen windbedingter Schneeverfrachtungen hohe Lawinengefahr. Im übrigen Deutschland gibt es ein Mix aus Wolken, Schneeregen, Schnee oder Regen.

Kritik an Autofahrern

Für das weihnachtliche Verkehrschaos in weiten Teilen Deutschlands war nach Ansicht von Experten ein Bündel von Ursachen verantwortlich. Ganz erheblich hätten aber schlecht ausgerüstete Autos und insbesondere Lastwagen ohne Winterreifen zu den Staus beigetragen, kritisierten die Fachleute am Donnerstag. Den Räumdiensten seien dagegen keine Versäumnisse vorzuwerfen.

Nach Ansicht des Automobilclubs von Deutschland (AvD) war das Chaos auf vielen Autobahnen "vorhersehbar und damit hausgemacht". "In den meisten Fällen stand der Verkehr still, weil einer oder mehrere Lastwagen quer auf der Fahrbahn standen und damit jegliches Vorwärtskommen unmöglich gemacht haben", teilte der AvD in Frankfurt/Main mit. Lkw auf Sommerreifen dürften in den Wintermonaten auf deutschen Straßen überhaupt nicht mehr unterwegs sein. Auf gefährdeten Autobahnabschnitten sollten zwischen November und April überhaupt keine Fahrzeuge ohne Winterreifen fahren, forderte der AvD.

"In Deutschland gibt es keine Winterfahrkultur", ergänzte Alfred Fuhr vom AvD. In Kanada oder in Skandinavien seien die Menschen viel besser auf derartiges Wetter vorbereitet als in Deutschland. Die Folge sei, dass viele Menschen beim Wintereinbruch übertrieben vorsichtig gefahren seien. Andere dagegen missachteten die Wetterwarnungen und seien weiter mit Sommerreifen gefahren.

Scharfe Kritik an Autofahrern übte auch der Gießener Polizeivizepräsident Karl-Heinz Reinstedt. "Sie haben die Rettungswege immer wieder zugefahren, Rundfunkwarnmeldungen vollkommen ignoriert und uns mit wüsten Beschimpfungen per Handy die Notrufe blockiert."

Trotz guter Vorbereitung bei den Räumdiensten auf Schneefall und Frost ist ein Verkehrschaos nicht immer zu vermeiden, betonte die Sprecherin des Landesbetriebes Straßenbau in Nordrhein-Westfalen, Ingrid Scholtz, in Münster. "Gerade auf der Sauerlandlinie hat sich nach einsetzendem Schneefall sofort ein Stau wegen quer stehender Lkw gebildet - da kamen dann auch die Streuwagen nicht mehr durch."

Nach Ansicht von Harald Herberg vom Verkehrswarndienst des sächsischen Innenministeriums sind einseitige Schuldzuweisungen an den Winterdienst fehl am Platz."Gegen Schneeverwehungen mit bis zu zwei Metern Höhe ist jeder Räumdienst chancenlos." Für die meisten Staus auf Sachsens Straßen waren den Angaben zufolge Lkw-Fahrer verantwortlich. Auch viele Autos seien schlecht ausgerüstet gewesen. "Bei solchen Wetterprognosen gehören außer Winterbereifung auch Hilfsmittel wie Schaufel, Decke und Streusand an Bord."

Die Bahn hatte bis zu 5000 zusätzliche Helfer im Einsatz, die Strecken und Bahnhöfe frei räumten. Trotzdem kam es teilweise zu erheblichen Verspätungen; einige Strecken mussten gesperrt werden. "Im Vergleich zu den Zuständen auf der Straße haben wir den Wintereinbruch gut bewältigt", sagte Bahnsprecher Hans-Georg Kusznir.

os

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