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Panorama: Der Herbst beginnt mit dem Winter

Außergewöhnlich tiefe Temperaturen und Schneefälle in Deutschland – 20 Grad im Süden wären normal

Offenbach/Venedig (dpa). Mit den ersten Schneefällen in einigen Bergregionen hat sich der Winter in Deutschland vorzeitig gemeldet. Eine geschlossene Schneedecke in großen Teilen des Alpenvorlandes erwartet der Deutsche Wetterdienst in Offenbach für Mittwochmorgen. Hoch „Kilian“ beendet den Wintereinbruch aber dem Trend zufolge zum Wochenende und macht dem Altweibersommer Platz.

„Der Schnee schmilzt dahin, die Nullgradgrenze steigt gegen 2000 Meter“, sagt Meteorologe Michael Knobelsdorf voraus. „Es stellt sich ruhiges Herbstwetter mit Nebel und Hochnebel in den Tälern und viel Sonne in der Höhe ein.“ Auf dem Brocken im Harz wurden am Dienstag zwölf Zentimeter Schnee gemessen. Dort lieferten sich Schüler erste Schneeballschlachten.

Der Winterdienst im Oberharz hatte auf eisglatten Straßen seinen ersten Einsatz, wie der Wetterdienst Meteomedia berichtete.

Den Feldberg im Schwarzwald bedeckten etwa 0,5 Zentimeter Schnee. Auf dem höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze (2963 Meter), lagen rund 60 Zentimeter. In den bayerischen Alpen sank die Schneefallgrenze auf rund 700 Meter. Für die Bergstrecken in die Alpen und für die Brennerautobahn war nach ADAC-Angaben Winterausrüstung erforderlich. In Österreich und der Schweiz mussten mehrere Pässe für den Verkehr gesperrt werden.

Ungewöhnliche Kälte

In den Schweizer Bergen zog der Winter mit bis zu 30 Zentimetern Schnee ein. Auch in den Dolomiten in Südtirol fiel in Höhen von 1500 Metern Schnee. Gleichzeitig klagten in Nord- und Mittelitalien die Menschen über eine neue Schlechtwetterfront: Heftige Regenfälle führten zu Überschwemmungen. In Pisa blieben viele Schulen geschlossen, nachdem am Vortag ganze Stadtteile unter Wasser standen. Auch Venedig meldete Hochwasser.

Ein Wintereinbruch im September ist nach Aussage des Deutschen Wetterdienstes „sehr ungewöhnlich“. Temperaturen zwischen sieben und neun Grad wie zum Wochenanfang in der Südhälfte Deutschlands seien für September „absolute Extremwerte“, sagte Meteorologe Michael Knobelsdorf am Dienstag in Offenbach. „Man könnte so um die 20 Grad erwarten.“ Gemessen am Durchschnitt der vergangenen 100 Jahre sei der September ein eher konstanter Monat. In den letzten fünf Jahren sei er allerdings - mit zeitweilig niedrigen Temperaturen und heftigen Niederschlägen - häufiger aus dem Rahmen gefallen. Auf eine Klimaveränderung deute dies jedoch nicht hin. „Das sind einfach Ausreißer“, sagte Knobelsdorf.

Allerdings gab es schon einige wenige Male einen Herbstanfang, bei dem die Stände des Oktoberfests in München geschlossen werden mussten, weil es zu kalt und unwirtlich war. Zuletzt habe es im September 2001 eine ähnliche Wetterlage gegeben wie derzeit im Süden Deutschlands, allerdings zwei Wochen früher, erklärte der Meteorologe. Ein Tief über Mitteleuropa hatte kalte Luft aus Grönland südwärts geschaufelt und der Südhälfte viel Niederschlag sowie sehr niedrige Temperaturen beschert. Es habe in 1400 Metern Höhe geschneit, auf der Zugspitze seien sogar 1,64 Meter Schnee gemessen worden. Die Zahl der Sonnenstunden habe mit 40 bis 70 deutlich unter dem langjährigen Mittel von 200 Stunden gelegen. „Der Oktober war dann aber noch sehr mild“, sagte Knobelsdorf.

Die weiße Pracht in den Bergen bleibt noch einige Tage erhalten: Die Schneefallgrenze liegt am Mittwoch zwischen 800 und 1000 Metern.

Für die Zugspitze sagten die Meteorologen etwa einen Meter Schnee voraus. Wo es nicht schneit, muss bei trübem Wetter mit Regen gerechnet werden. Verantwortlich sind mehrere Tiefausläufer, die dicke Wolken und Niederschlag ins Land schicken. Nur vom Saarland bis zur Niederlausitz schafft morgens die Sonne gelegentlich den Durchbruch.

Die Temperaturen klettern am Alpenrand nicht über vier Grad. An den Küsten von Ost- und Nordsee sind Spitzenwerte bis 16 Grad möglich.

Am Donnerstag bleibt es in den Alpen oberhalb von 1000 bis 1500 Metern winterlich. Die Sonne macht sich überall rar, Regen ist weiterhin drin. Die Temperaturen steigen nicht.

Am Freitag bringt Hoch „Kilian“ jedoch allmählich die Wetterwende.

Zwar bleibt es nach ersten Trends zunächst bedeckt und regnerisch, die Thermometer zeigen aber wieder Höchsttemperaturen zwischen zwölf und 17 Grad an. Altweibersommer mit Spitzenwerten bis 21 Grad und blauem Himmel dürfte sich am Sonntag breit machen.

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