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Deutschland-Besuch: Papst will die Ökumene stärken

Mit deutlichen Signalen für eine Annäherung der katholischen und evangelischen Kirche hat der Besuch von Papst Benedikt XVI. in seiner bayerischen Heimat begonnen.

München - Der Papst betonte zwar, man könne 500 Jahre unterschiedlicher Entwicklung "nicht einfach bürokratisch oder durch gescheite Gespräche beiseite schieben". Er fügte aber hinzu: "Wir werden uns mit Herz und Verstand darum mühen, dass wir zueinander kommen."

Bereits am ersten Tag seiner Reise jubelten dem Papst nach Angaben der Polizei insgesamt rund 150.000 Gläubige und Schaulustige zu. Auf der Fahrt vom Münchner Flughafen in die Innenstadt waren die Straßen immer wieder von Menschen gesäumt. Allein auf dem Marienplatz versammelten sich mehr als 12.000 Gläubige.

Benedikt XVI. wird sechs Tage in Bayern verbringen. Auf seiner Reiseroute stehen neben München auch der Marienwallfahrtsort Altötting, sein Geburtsort Marktl am Inn, Regensburg und Freising.

Weitergabe christlicher Werte

Das Oberhaupt der katholischen Kirche rief seine "Landsleute" zum Auftakt seines Besuchs dazu auf, sich aktiv an der Weitergabe der grundlegenden Werte des christlichen Glaubens zu beteiligen. Dieser grenze nicht ab, sondern bringe die Völker zueinander.

Der Papst wurde am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein von Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) auf dem Münchner Flughafen begrüßt. Köhler sagte in einer Rede: "Heiliger Vater, gerade in Deutschland, dem Land, in dem die Reformation ihren Ursprung hatte, richtet sich der Wunsch vieler Christen auf ökumenische Verständigung und - wenn man das so schlicht sagen darf - ökumenischen Fortschritt."

Gruß an evangelische und orthodoxe Christen

Köhler fügte hinzu, man könne zwar fast 500 Jahre unterschiedlicher theologischer und glaubenspraktischer Entwicklung nicht mit einem Federstrich beenden. Auch wisse er, dass gerade in den vergangenen 50 Jahren schon sehr viel Annäherung geschehen sei. Der Bundespräsident betonte: "Ich darf aber, als evangelischer Christ, meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass diese ökumenische Entwicklung weitergeht, vor allem in gegenseitigem Respekt und in Anerkennung der tiefen und wesentlichen Gemeinsamkeiten. Uns verbindet doch so viel mehr als uns trennt."

Der Papst nickte bei diesen Worten. Später richtete er in seiner Ansprache einen Gruß nicht nur an die katholischen Gläubigen, sondern auch an alle Mitglieder der anderen Kirchen - "besonders an die evangelischen und orthodoxen Christen". Der Heilige Vater fügte mit Blick auf die Äußerungen Köhlers zur Ökumene hinzu: "Und Sie, lieber Herr Bundespräsident, haben mir aus dem Herzen gesprochen."

Wege der Ökumene finden

Auch die Bundeskanzlerin warb am Abend bei einem Gespräch mit dem Papst für eine Annäherung der katholischen und evangelischen Kirche. Merkel sagte nach dem Treffen, ihrer Ansicht nach sei es ganz wichtig, "dass wir Wege der Ökumene finden, ohne das Trennende unter den Tisch zu kehren". Dies habe sie gegenüber dem Papst zum Ausdruck gebracht. Merkel fügte hinzu: "Ich habe den Eindruck, dass der Heilige Vater hier auch sehr aufgeschlossen ist."

Der Papst traf sich auch mit Köhler zu einem Gespräch. Dabei äußerte er den Wunsch nach verstärkten Anstrengungen bei der Integration von muslimischen Bürgern in Deutschland. Der Bundespräsident berichtete, dies habe ihm Benedikt XVI. eindeutig «mitgegeben». Auf diese Weise solle auch ein "gutes Zeichen" an die muslimische Welt außerhalb Deutschlands gegeben werden, "dass wir mit ihnen gut zusammenleben wollen, dass sie willkommen sind".

Christliche Wurzeln in Bayern kraftvoll

Stoiber sagte auf dem Münchner Marienplatz, der Besuch des Papstes werde "allen Gläubigen neue Impulse geben". Die Begeisterung der Menschen zeige: "Die christlichen Wurzeln in Bayern sind stark und kraftvoll."

Benedikt XVI. wünscht sich bereits einen weiteren Besuch in Deutschland. Er würde sich "freuen", wenn er auch noch andere Städte in Deutschland wie etwa Berlin besuchen könnte, betonte der Papst auf dem Flug von Rom nach München vor mitreisenden Journalisten. Konkrete Planungen dafür gebe es aber noch nicht. "Ich bin ja ein alter Mann, wie viel Zeit mir der Herr noch gibt, weiß ich nicht", sagte der 79-Jährige. (tso/ddp)

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