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Panorama: Die große Not der Kleinen

Kinder sind in Pakistan am meisten gefährdet

Nowshehra - Iltaz Begum liegt zusammengekrümmt in einem Zelt. Sie leidet unter schwerem Durchfall. Und doch sind die Gedanken der 15-Jährigen ganz woanders, als sie sagt: „Das sind die bittersten Tage meines Lebens.“ „Ich musste meine blinde Mutter allein zurückgelassen“, erzählt sie, „aber außer mir kümmert sich doch niemand um sie, seit mein Vater vor zwei Jahren starb.“ Iltaz macht sich Sorgen um ihre Angehörigen, und dabei ist sie selbst in großer Gefahr – wie hunderttausende minderjährige Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan auch. Iltaz lebt in einem von der Regierung eingerichteten provisorischen Zeltlager am Rand der nordwestpakistanischen Stadt Nowshehra. Die Notunterkünfte stehen im Schlamm, es gibt keinen Strom – dafür Schwüle und den Gestank von Fäkalien. Unter der allgemeinen Not geht das Schicksal von Kindern wie Iltaz unter. Und dabei sind es die Schwächsten, die am meisten gefährdet sind.

20 Millionen Menschen sind nach Behördenangaben direkt oder indirekt von den verheerenden Überschwemmungen betroffen. Unter ihnen sind nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks Unicef sechs Millionen Kinder und Jugendliche. Bis zu 3,5 Millionen von ihnen sind durch Krankheiten akut bedroht. Vor allem der Mangel an sauberem Wasser macht den Helfern zu schaffen. Sie befürchten schwere Durchfallerkrankungen, Typhus sowie den Ausbruch von Gelbsucht. „Kinder bereiten uns die größte Sorge“, sagt Unicef-Sprecher Sami Abdul Malik. „Wenn sie durstig sind, dann kennen sie nur ihren Durst. Sie können das nicht kontrollieren, sie müssen dann Wasser trinken, egal, wie verschmutzt es ist – und dann bekommen sie Durchfall, Cholera, Malaria und andere Krankheiten.“ Die Kleinen mit sauberem Wasser und energiereicher Nahrung zu versorgen, ist deshalb zurzeit vordringliches Ziel der Helfer.

Um die psychischen Probleme der Kinder, ihre Traumata nach dem Verlust ihres Heims oder sogar ihrer Angehörigen, kann sich bislang niemand kümmern. Abdul Ghani ist einer dieser Waisen. Der 14-Jährige hat sich mit seinen sieben Geschwistern aus ihrem überfluteten Dorf Karampur in einer verlassenen Gegend im Süden des Landes in eine der Zeltstädte von Sukkur geflüchtet. Dass er selbst noch ein Kind ist, hat Abdul vergessen, Sorgenfalten durchfurchen sein Gesicht. AFP

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