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Panorama: Die Nacht vergeht wie im Flug

Eine unabhängige Studie zeigt: Düsenlärm stört den Schlaf doch nicht

Anwohner von Flughäfen werden offenbar nicht im Schlaf gestört. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Die Testpersonen, die dem Geräusch startender und landender Maschinen ausgesetzt waren, schliefen im Durchschnitt nur zwei Minuten kürzer als diejenigen ohne Fluglärmbelastung. Ungeachtet dessen sollen neue Technologien den Lärmpegel künftiger Flugzeuge noch einmal halbieren.

„Was wir gefunden haben deutet darauf hin, dass der menschliche Schlaf erheblich geringer beeinträchtigt wird als bisher vermutet“, sagte Dr. Alexander Samel vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. Bei der weltweit größten Studie dieser Art war der Schlaf von 128 Testpersonen jeweils 13 Nächte im Schlaflabor überwacht worden. Die Schlafgewohnheiten weiterer 64 Teilnehmer wurden jeweils neun Nächte im eigenen Schlafzimmer detailliert untersucht. Dazu gehörten EKG sowie Messungen von Gehirnströmen, Augen- und Muskelbewegungen. Der Feldversuch fand im Einzugsbereich des Köln/Bonner Flughafens statt.

Die Erkenntnisse sind auch vor dem Hintergrund der anstehenden Neufassung des Fluglärmgesetzes von Bedeutung.

Die Hälfte der Bundesbürger fühlt sich durch Verkehrslärm gestört, ergab die Untersuchung der DLR. Davon stört 60 Prozent vor allem der Straßen- und 40 Prozent der Luftverkehr. Auf die Bahn entfallen nur 20 Prozent der Beschwerden. „Dabei ist ein modernes Flugzeug keinesfalls lauter als ein schneller Zug“, sagte Professor Heinrich Weyer vom DLR-Institut für Antriebstechnik.

Die Studie ist Teil des Forschungsprojektes „Leiser Luftverkehr", dass jetzt nach fünf Jahren abgeschlossen wurde. Die Gesamtkosten von rund 15 Millionen Euro stammen aus der öffentlichen Förderung der DLR. Mittel aus der Industrie flossen nicht in das Vorhaben. Schon heute hat sich viel getan, so verkleinerte sich der 67-Dezibel-Lärmteppich am Düsseldorfer Flughafen seit 1978 trotz Verdoppelung der Flugbewegungen von 33 auf 7 Quadratkilometer. Dennoch sind die „dramatischen“ Verbesserungen der letzten Jahrzehnte angesichts des jährlich um fünf Prozent steigenden Flugaufkommens nicht ausreichend, betonte Weyer. So soll sich der Geräuschpegel noch einmal halbieren, obwohl sich die Zahl der heute rund 15 000 weltweit eingesetzten Verkehrsflugzeuge bis 2022 verdoppeln wird. Jeder kritische Lärm wäre dann auf das Betriebsgelände der Flughäfen reduziert, so der Professor. Schon in den nächsten drei bis fünf Jahren können Modifikationen an Zelle und Triebwerk eine weitere Lärmreduzierung um zwei bis drei Dezibel bringen. Neue, lärmarme An- und Abflugverfahren werden in einem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bis 2006 weiter erprobt. Neue Technologien, wie die Eliminierung des Triebwerkslärms durch Gegenschall und optimierte Turbinenschaufeln werden bis 2020 Standard sein.

Rainer W. During

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