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Panorama: Die Theiß hat bereits Rekordhöhe, doch es drohen neue Wassermassen aus den Karpaten

Aus ganz Ungarn sind Tausende von Freiwilligen nach Szolnok gekommen und kämpfen gegen die Fluten der Theiß, die gefährlich hoch gegen den Deichen schwappen. "Das ist das Jahrtausend-Hochwasser, der Deich kann jederzeit brechen", keucht der 51-jährige Samuel Sipos und greift nach dem nächsten Plastiksack, um ihn mit Sand zu füllen.

Aus ganz Ungarn sind Tausende von Freiwilligen nach Szolnok gekommen und kämpfen gegen die Fluten der Theiß, die gefährlich hoch gegen den Deichen schwappen. "Das ist das Jahrtausend-Hochwasser, der Deich kann jederzeit brechen", keucht der 51-jährige Samuel Sipos und greift nach dem nächsten Plastiksack, um ihn mit Sand zu füllen.

Zehn Meter über Normal stand das Wasser am Sonntag, mehr als das Doppelte der normalen Höhe im April. Für Montag werden 10,38 Meter erwartet. Dann bleiben nur noch zwei Zentimeter, bevor das Wasser über die Deiche schwappt. Bei einem Brechen der Dämme wären in der Umgebung der Stadt insgesamt 120 000 Menschen betroffen. Am Sonntag wurde im Norden des Landes die Evakuierung von drei Dörfern angeordnet; mehr als 4000 Menschen sind davon betroffen. Notfalls müsse auch die Stadt Szolnok geräumt werden, hieß es von Seiten der Behörden.

Rund um Szolnok sind viele Straßen gesperrt, nur Lastwagen mit Sand werden durchgelassen. Die Regierung hat Soldaten und Polizisten abgeordnet, die Seite an Seite mit den bedrohten Anwohnern und freiwilligen Helfern Sand schippen und Schaulustige vertreiben. Innerhalb von 24 Stunden wurden mehr als 625 000 Sandsäcke, 21 000 Kubikmeter Sand und 5400 Tonnen Kies aufgeschüttet, um die Uferbefestigungen zu verstärken. Zum Transport wurden Armeehubschrauber eingesetzt, wo Lastwagen im aufgeweichten Boden stecken blieben. In zwei Dörfern am Rande der Stadt wurde der Alkoholgenuss verboten: Die ernste Lage erlaube keine Vergnügungen, berichtete der staatliche Rundfunk.

Die Rettungsarbeiten sind gut organisiert. Die Regierung in Budapest hat schnell reagiert und bereits vor einer Woche den Notstand ausgerufen. 37 Milliarden Forint (rund 270 Millionen Mark) wurden für den Hochwasserschutz an der Theiß zur Verfügung gestellt. "Es war sehr wichtig, dass alles - helfende Hände, Geld, Armeegerät, Sand - sofort da war. Jeder wusste, dass die Gefahr groß ist", sagt Janos Polonyi vom lokalen Katastrophenschutz.

Im ganzen Land sind 6500 Häuser von der Überschwemmung bedroht. Im Nordosten stürzten nach Angaben des Katastrophenschutzes schon mehr als zehn Gebäude unter dem Druck der Fluten zusammen. Ein Mensch starb bereits. In Kisköre im Norden Ungarns brach am Samstag ein Deich auf 45 Metern Länge.

Erst im vergangenen Jahr war Ungarn schwer von Überschwemmungen betroffen. Und die nächste Flutwelle ist bereits im Anrollen: Nach der Schneeschmelze in den Karpaten bringt der Fluss Somes in den nächsten Tagen noch mehr Wasser. Trotzdem sind die Behörden zuversichtlich, dass die Deiche halten - allerdings nicht wochenlang.

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