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Panorama: Die Tröster der Witwen

New Yorker Feuerwehrleute nehmen alten Brauch zu wörtlich

New York (hjl). Nach dem 11. September wurden die Feuerwehrmänner von New York City aufgerufen, sich um die Witwen ihrer getöteten „Brüder" zu kümmern. Und viele sind dieser alten Tradition gefolgt. Aber offensichtlich haben ein Paar ihre Pflicht zu ernst genommen. Nach Angabe der „New York Post“ haben ungefähr ein Dutzend Feuerwehrmänner für die Witwe eines toten Kollegen ihre eigene Frauen verlassen. „Es ist ein schmutziges, kleines Geheimnis der Feuerwehr", sagt Mary Koenig, deren Mann nun bei der Witwe und Familie seines einst engen Freundes und Kollegen wohnt. Nachdem John Bergin von fallendem Bauschutt des World Trade Centers getötet wurde, hat Gerry Koenig für Bergins Frau gesorgt, wie er seinem Freund versprochen hatte. Kurz danach entwickelte sich eine romantische Beziehung. Mary Koenig habe um Hilfe vom Chef ihres Mannes gebeten. Dieser wies Koenig an, Schluss mit der Witwe zu machen. Aber Koenig habe sich verweigert. „Mein Mann raste zum Ground Zero und im Grunde ist er nie nach Hause gekommen," sagt Mary Koenig, die zwei Kinder mit ihrem Mann hat. „Er war ein Überlebender des 11. September, aber unsere Familie starb."

Diese Situation hätte vermieden werden können, sagt Mary Koenig. Experten, die nach dem Bombenanschlag von Oklahoma City Helfer betreuten, hatten schon die Feuerwehr gewarnt, dass die Männer zu enge Beziehungen mit den Witwen entwickeln können. Ein Gutachten von 2002 hat auch herausgefunden, dass die Feuerwehr von New York City nicht vorbereitet war, solch eine Katastrophe zu bewältigen. Aber die Feuerwehr weist Vorwürfe zurück. Sie habe jede Menge Programme aufgelegt, um den Feuerwehrmännern mit ihren Problemen zu helfen. Aber für Mary Koenig reicht das nicht. Derzeit versucht sie ein neues „JohnBergin-Gesetz“ durchzusetzen. Das Gesetz solle garantieren, dass Feuerwehrleute für Kollegenwitwen nicht ihre Frauen verlassen.

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