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Spezialeinsatzkräfte gehen gegen die Drogenmafia in Mexiko vor.

© dpa

Drogenkrieg: Blutige Spur durch Mexiko

Im Drogenkrieg in Mexiko tauchen immer grausigere Funde auf. Woche für Woche stoßen Soldaten, Polizei oder Zivilisten auf Massengräber am Straßenrand, in Brunnen oder am Rand von Städten – Müllkippen für Menschen.

Mexiko-Stadt - Am Dienstag haben Einheiten der mexikanischen Streitkräfte auf einer Ranch im nördlichen Bundesstaat Tamaulipas 72 Leichen geborgen. Wie lokale Medien am Mittwoch berichteten, ist es der bisher größte Leichenfund in dem nordamerikanischen Land. Nach diesen Angaben handelt es sich um Opfer der Drogenkriminalität, die in Mexiko schon zehntausende Menschen das Leben gekostet hat. Unter den Toten des neuesten Fundes in der Nähe der Ortschaft San Fernando sind 58 Männer und 14 Frauen – vermutlich Migranten aus Mittelamerika, Ekuador und Brasilien, wie der Sicherheitssprecher der mexikanischen Regierung, Alejandro Poiré, am Mittwoch mitteilte. Sie waren wohl auf dem Weg in die USA.

Die Sicherheitskräfte waren auf die Ranch aufmerksam geworden, als ein Verletzter zu einem Kontrollposten gekommen sei und über einen Angriff auf die nahe Farm berichtet habe, hieß es in den Berichten. Daraufhin sei die Marineinfanterie mit Unterstützung aus der Luft zu der Ranch vorgerückt. Mutmaßliche Rauschgiftkriminelle hätten von dort das Feuer eröffnet. Dabei seien ein Soldat und drei mutmaßliche Kriminelle getötet worden. Neben den Leichen seien auf der Ranch zahlreiche Waffen, Uniformen und Fahrzeuge sichergestellt worden.

In Ciudad Juarez wurde jetzt sogar ein Baby im brutalen Drogenkrieg getötet. Es starb zwei Tage, nachdem es während einer Verfolgungsjagd im Haus seiner Eltern von einer Kugel in den Kopf getroffen wurde, wie die Justizbehörde im Bundesstaat Chihuahua am Dienstag mitteilte.

Auftragsmörder hatten am Samstag einen Mann verfolgt, der in dem Haus Schutz suchte. Wie die Behörde mitteilte, töteten die Killer den Mann im Badezimmer, bevor sie in einem anderen Zimmer auf das Baby schossen. Die Millionenmetropole Ciudad Juarez an der Grenze zum US-Bundesstaat Texas ist die Hochburg des Kampfes zwischen den mexikanischen Drogenbanden.

In der kleinen Stadt Casas Grandes in derselben Grenzregion wurden nach Behördenangaben die geköpften Leichen eines 15-jährigen Jungen und seines Onkels entdeckt. Die Köpfe wurden im Zentrum der Stadt gefunden, wo sie gut sichtbar abgelegt worden waren. Zudem meldeten die Behörden den Fund zweier verstümmelter Leichen an einer Straße, die zum Urlaubsort Acapulco an der Pazifikküste führt. Die Leichen hingen demnach von einer Brücke herunter.

In Ciudad Juarez vermutet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) auch einen Mädchenhändlerring. Seit 2007 habe sich die Zahl der verschwundenen jungen Frauen vervierfacht, sagte ein Anwalt der Organisation, David Pena. Während es 2007 noch sieben Verschwundene in Ciudad Juarez gewesen seien, seien 2010 bereits 26 Frauen als vermisst gemeldet worden.

Der Vorsitzende von AI in Mexiko, Alberto Herrera, erklärte, die Behörden in Chihuahua seien „sehr zögerlich“ mit dem Beginn von Ermittlungen.

Seit dem Amtsantritt von Präsident Felipe Calderon 2006 wurden bei den Kämpfen sowie bei Zusammenstößen zwischen Banden und Sicherheitskräften rund 28 000 Menschen getötet. Zwischen 1993 und 2003 wurden dort mehr als 400 junge Frauen ermordet. Tsp/AFP/dpa

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