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Panorama: Dutroux: Ich wollte die entführten Mädchen schützen Kinderschänder beschuldigt Mitangeklagten und Ex-Ehefrau

Am dritten Tag des belgischen Kindermordprozesses ist der Hauptangeklagte Marc Dutroux erstmals zu Wort gekommen. Dabei änderte er zahlreiche seiner ursprünglichen Aussagen und versuchte vor allem, seine frühere Ehefrau Michelle Martin zu belasten.

Am dritten Tag des belgischen Kindermordprozesses ist der Hauptangeklagte Marc Dutroux erstmals zu Wort gekommen. Dabei änderte er zahlreiche seiner ursprünglichen Aussagen und versuchte vor allem, seine frühere Ehefrau Michelle Martin zu belasten. Nach seiner neuesten Version war sie für den Tod seines damaligen Komplizen Bernard Weinstein verantwortlich. In früheren Vernehmungen – und vor seiner Scheidung von Martin – hatte Dutroux noch behauptet, er selber habe Weinstein ermordet. Angeblich wollte er zwei der entführten Kinder vor Weinstein beschützen. Nun behauptete Dutroux, dass er erst nach einer zwischenzeitlichen Haft von der Ermordung Weinsteins erfahren habe. Martin habe Weinstein umgebracht, um an dessen Geld zu kommen.

Dutroux präsentierte sich dem Gericht als Opfer fremder Intrigen, das sich bemüht habe, den Mädchen Schlimmeres zu ersparen. So habe er das Kellerverlies für die ersten Entführten – die achtjährigen Mädchen Julie Lejeune und Melissa Russo – eingerichtet, um sie dort vor seinem Mitangeklagten Michel Nihoul zu schützen. Dieser habe die Kinder an ein „Pädophilennetzwerk“ ausliefern wollen. Nihoul habe ihn deshalb gezwungen, als Ausgleich neue Mädchen zu besorgen. Mit den Vergewaltigungen und dem Tod der ersten Opfer will Dutroux nichts zu tun gehabt haben. Dafür sei Weinstein verantwortlich gewesen. Dutroux gab nur zu, die halbwüchsigen Mädchen Sabine Dardenne und Laetitia Delhez vergewaltigt zu haben. Leugnen kann er dies nicht. Beide wurden von der Polizei aus Dutroux’ Verlies befreit und werden als Zeugen gegen ihn aussagen.

Zu seiner Entlastung bemühte sich der Hauptangeklagte, die Version eines weit gespannten Pädophilennetzes am Leben zu halten: An der Entführung der halbwüchsigen An und Eefje seien zwei Polizisten beteiligt gewesen, behauptete Dutroux. Und Nihoul, sein angeblicher Auftraggeber, sei ein „Polizeiagent“ gewesen, der bei Justiz und Polizei großen Einfluss besessen habe. Damit schlug Dutroux in die gleiche Kerbe wie sein Anwalt Xavier Magnee, der am Vortag „umfassende Aufklärung“ forderte: Es sei nachweisbar, dass bisher unbekannte Personen in Dutroux’ Verlies gewesen seien. Bei Weinstein seien Hinweise auf eine satanische Sekte gefunden worden. Das „Pädophilennetzwerk“ hinter Dutroux sei viel größer als jene vier Personen, die angeklagt seien. Auch Dutroux verlangte zu Beginn seiner Ausführungen volle Aufklärung: „Ich zähle auf sie“, rief er den Geschworenen zu.

Klaus Bachmann

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