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© dpa

England: Hai-Raten vor der Küste

Die Aufregung um einen riesigen Hai hält die Menschen an der Küste im südenglischen Cornwall in Atem. Handelt es sich um ein Meeresmonster oder um einen harmlosen Planktonfresser?

Dieses Erlebnis wird Ben Urey so schnell nicht vergessen. "Ich aß mein Schinkenbrot, da schnappte es zu und biss mir den Finger blutig", schilderte der Sechsjährige Reportern am Strand von St. Ives. Den Weißen Hai, der angeblich seit Tagen unweit vom Strand sein Unwesen treibt, hat der Junge allerdings nicht zu Gesicht bekommen. Eine gefräßige Seemöve hat sich das Schinkenbrot geschnappt. Die Begegnung mit diesem "Raubtier" sei schon schlimm genug gewesen.

Endlich hat der Sommer nach so vielen Regenwochen die malerische Küste von Cornwall erreicht. Und mit der Regelmäßigkeit, die einst das Ungeheuer vom Loch Ness auszeichnete, sind auch die Geschichten über Meerjungfrauen und andere wundersame Erscheinungen in die Fischerpubs von St. Ives zurückgekehrt.

"Dies macht den Leuten richtig Angst"

"Doch dies ist was anderes, dies macht den Leuten richtig Angst", schimpft Stavros, der Bootsverleiher. Die Geschichten über den Weißen Hai seien schlimm fürs Geschäft. "Die Leute wissen wohl, dass da nichts dran ist, aber sie fahren trotzdem nicht raus."

Natürlich ist in der Videothek Steven Spielbergs Klassiker "Jaws" (Der weiße Hai) ausgeliehen. Der Meeresmonster-Thriller hat Millionen von Menschen eine Angst vor Haien eingeimpft - und hilft jetzt wieder beim gezielten Gruseln vor dem Bildschirm. Da mögen Experten noch so oft erklären, dass für Schwimmer, Surfer und Fischer in der Heimat der Schriftstellerin Rosamunde Pilcher ("Die Muschelsucher") keinerlei Gefahr besteht. Blätter wie die "Sun" schüren die Angst. "Jaws 2" titelte die Zeitung in blutroter Überschrift über dem Foto einer gewaltigen Schwanzflosse.

Heute legte das Blatt auf Seite eins nach: "Es hat einen Gefährten". Das Monster sei "definitiv" ein Weißer Hai und zwar ein weiblicher. Irgendwo müsse das Partnertier lauern, ließ der australische Meeresbiologe Dave "Sharkman" Baxter wissen.

Sogar die "Times" bringt die Hai-Geschichte auf der Titelseite

Kaum eine Zeitung wollte den Hai-Hype ignorieren. Die "Times" brachte auf der Titelseite fünf verschiedene Schwanzflossen. Damit können Urlauber nun rätseln, was da möglicherweise herumschwimmt - ein gefährlicher Weißer Hai oder doch nur ein freundlicher Wal?

Völlig unbegründet sei die Aufregung, erklärte der britische Haiforscher David Sims. Was da seine Flosse vor Amateurvideofilmern schwenkte, sei eindeutig ein harmloser Riesenhai (Cetorhinus maximus) gewesen. Der sei zwar beeindruckend groß, ernähre sich aber nicht von Strandtouristen sondern von Plankton.

"Jedes Jahr gibt es Behauptungen über Weiße Haie", sagte ein Sprecher des Fremdenverkehrsverbandes von Cornwall. "Und jedes Jahr zeigt sich, dass es Delfine oder harmlose Haie sind." Aber hatten nicht damals in dem Spielberg-Film die örtlichen Geschäftsleute auch erst alle Warnungen ignoriert - bis der Weiße Hai ganz furchtbar zuschlug?

Thomas Burmeister[dpa]

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