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Erpressung: "Ein ganzer Kubikmeter Geld!"

BMW-Milliardärin Susanne Klatten wurde Opfer eines schweizerisch-italienischen Erpresserduos. Für intime Aufnahmen sollte die Quandt-Erbin 40 Millionen Euro zahlen.

Die Story liest sich wie das Drehbuch eines Hollywood-Thrillers: Die Affäre mit einem smarten Unternehmer entpuppt sich für die reichste Frau des Landes als Falle. Mit Lügengeschichten erleichtern der Kriminelle und sein Komplize die verheiratete Milliardärin um einige Millionen, scheitern dann aber beim Versuch, sie zusätzlich mit kompromittierenden Aufnahmen zu erpressen.

Für die Erbin der Unternehmerfamilie Quandt, Susanne Klatten, wurde dieses Szenario Wirklichkeit: Ein Sprecher der BMW- und Altana-Großaktionärin bestätigte am Wochenende, Klatten habe bereits im Januar Strafanzeige wegen Betrugs und Erpressung gestellt. Das schweizerisch-italienische Ganovenduo sitzt in Untersuchungshaft. Beide sollen auf dieselbe Weise auch drei weitere wohlhabende Frauen aus Deutschland um mehrere Millionen erleichtert haben.

Berichten italienischer Zeitungen zufolge hatte sich der attraktive und weltmännisch auftretende Schweizer Helg Sgarbi (43) in München an die 46-Jährige herangemacht. "Ich hatte ihn in einer Hotelbar kennengelernt", gab Klatten demnach bei der Polizei zu Protokoll. "Er hatte etwas sehr Vornehmes, war aber sehr traurig, und ich empfand Mitgefühl für ihn. So entstand unsere Freundschaft und die Beziehung." Die Szenen im Hotelzimmer, mit denen Klatten danach erpresst werden sollte, filmte Sgarbis italienischer Komplize Ernano Barretta (63) aus dem Nachbarzimmer.

Zunächst gab sich Sgarbi noch bescheiden. Weil er von einer "italo-amerikanischen Mafia" mit dem Tod bedroht werde, brauche er, um sich loszukaufen, 7,5 Millionen Euro. Klatten überreichte ihm das Geld in der Garage des Münchner "Holiday Inn", und sein Komplize, so zitiert die italienische Zeitung "Il Giornale" aus Abhörprotokollen, sei hin und weg gewesen über die vielen Zweihundert-Euro- Scheine: "Das ist ja ein ganzer Kubikmeter Geld!", soll er gejubelt haben.

Im Januar 2008 wurden Sgarbi und Barretta deutlicher. Nun drohten sie, die Filmaufzeichnungen deutschen Medien zuzuspielen und die Milliardärin damit bloßzustellen. Sie wollten mindestens 40 Millionen Euro von ihr - doch Klatten ging zur Polizei. Als sie erkannt habe, "dass Herr S. sie von Anfang an nur betrügen und erpressen wollte", habe sie "konsequent und ohne Rücksicht auf für sie unangenehme öffentliche Folgen Anzeige erstattet", bestätigte ihr Sprecher. Sgarbi ging den Fahndern noch im Januar ins Netz - bei einer anderen erpressten Geldübergabe in Tirol. Barretta, der in den Abruzzen einen Landgasthof betreibt, wurde gleich mit seiner Frau und seinen beiden Kindern verhaftet. Bei Durchsuchungen in Barrettas "Agriturismo" entdeckte die Polizei im Zwischenraum eines Daches knapp zwei Millionen Euro in bar. Der Rest des Geldes blieb verschwunden.

Lokalzeitungen in der Adriastadt Pescara schrieben schon damals, der gelernte Schweißer und selbst ernannte Guru habe sich seine Luxusautos - darunter ein Lamborghini, ein Ferrari und ein Rolls-Royce Silver Shadow - sowie seine großen Grundstücke durch Erpressung "sehr bekannter und sehr reicher deutscher Frauen" beschafft. Die Polizei beschlagnahmte neben zehn Luxuskarossen auch zwei Villen und ein Mehrfamilienhaus.

Klatten gilt als reichste Frau Deutschlands - mit einem geschätzten Vermögen von 7,8 Milliarden Euro. Sie ist die Tochter von Herbert Quandt und dessen dritter Frau Johanna. Mit dem Tod des Vaters 1982 erbten sie und ihr Bruder Stefan einen Großteil des Familienvermögens. Heute ist Klatten Großaktionärin von BMW, an deren Wertpapieren sie mit Mutter und Bruder 46 Prozent hält, und zudem Hauptaktionärin des Altana-Konzerns. Vor einem Jahr sicherte sie zu, die NS-Geschichte der Firmen ihres Großvaters wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Die verheiratete Mutter dreier Kinder gilt als zurückhaltend und lebt mit ihrer Familie in München. pak/ade/ddp

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