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Holzklotzfahndung

© dpa

Fahndungsdruck: Holzklotz-Wurf: Jugendliche sollen Täter verraten

Im Fall des tödlichen Holzklotz-Wurfs haben die Fahnder zunächst mit einem schemenhaften Phantombild auf einen schnellen Ermittlungserfolg gehofft. Jetzt kommt der nächste Schachzug. Der Druck auf die Verdächtigen wird größer.

TV-Berichte über die Holzklotz-Attacke bei Oldenburg, mehr als 550 Hinweise aus der Bevölkerung, konkrete Angaben über Personen und ein potenzieller kleiner Kreis von Tatverdächtigen - der Druck auf die gesuchten vier bis fünf jungen Leute scheint immens. Gut zwei Wochen, nachdem eine 33 Jahre alte Mutter am Ostersonntag durch den sechs Kilogramm schweren Klotz auf einer Autobahn vor den Augen ihrer Familie aus dem Leben gerissen wurde, fehlt den Beamten der Sonderkommission jedoch weiter die entscheidende Spur.

Mit einem neuen Appell wollen die Ermittler nun noch einmal den Druck auf die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren erhöhen, eine mögliche Mauer des Schweigens bei den jungen Leuten brechen. Nicht jeder in der Gruppe muss gleich mit einer Mordanklage rechnen. "Wenn man als Mitglied der Gruppe sich der Tat bewusst geworden ist, sollte man wissen, dass es immer besser ist, sich zu stellen, als durch umfangreiche Ermittlungen überführt zu werden", sagt Polizeisprecher Mathias Kutzner. "Mitwisser müssen nicht immer gleich auch Mittäter sein. Wir wollen diejenigen der Gruppe zu einer Aussage animieren, die vielleicht nicht unbedingt wissen, dass sie keine Täter sind."

Psychologe: Neuer Appell ist gute Idee der Polizei

Für Professor Werner Greve vom Institut für Psychologie der Universität Hildesheim ist der neue Appell der Ermittler ein gelungener Schachzug. "Die haben sowieso schon massenhaft Druck", sagt er über die Tatverdächtigen. Er sei sich sicher, dass die jungen Leute schon reichlich Gewissensbisse plagten. Es sei eine gute Idee der Polizei, diesen Druck weiter zu erhöhen. "Ich hätte noch dazu gesagt: 'Ihr seid noch lange nicht schuldig!'"

Dabei schien die Taktik der Polizei mit der Öffentlichkeitsfahndung zunächst aufzugehen. Von den Fernsehberichten und dem Phantombild ging der Impuls für hunderte neue Hinweise aus. Auch Kriminologen glaubten, dass der Druck auf die gesuchten jungen Leute zum Erfolg führen kann.

"Wenn sie an diesem Tag an dieser Brücke waren, dann waren sie vielleicht vorher schon als Gruppe irgendwo zusammen, in Lokalen, in Freizeiteinrichtungen oder auf der Straße und sind vielleicht auch gar nicht so unbekannt", sagte der Wiesbadener Kriminologe Rudolf Egg nach der Veröffentlichung des Phantombildes. "Und das kann dazu führen, dass man diese Personen identifiziert."

Enormer Druck innerhalb der Gruppe

Sein niedersächsischer Kollege Christian Pfeiffer fasste zusammen: "Damit wird der Druck auf die Jugendlichen und deren Umfeld noch größer, und es steigt die Hoffnung, dass einer aus der Gruppe aussteigt und sich stellt." Er geht davon aus, dass innerhalb der Gruppe die Angst enorm groß ist, dass jemand aussagt. Vor allem die beiden näher beschriebenen Jugendlichen stünden unter besonderem Druck.

Dabei ist das Phantombild nur eine schemenhafte Zeichnung der Verdächtigen. Drei Jugendliche sind nur in Umrissen zu erkennen. Bei den beiden anderen handelt es sich vermutlich um ein Mädchen mit Pferdeschwanz und einen um einen Kopf größeren Jungen. Dieser trug ein helles Basecap schräg auf dem Kopf und eine helle Hip-Hop-Jacke. Doch alle Spuren und auch Befragungen in Schulen führten bislang nicht zum Durchbruch. Den Fahndern fehlt das letzte, entscheidende Puzzleteil.

Oliver Pietschmann[dpa]

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