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Payet

© AFP

Flucht: Mit dem Hubschrauber in die Freiheit

Einem französischen Schwerverbrecher ist zum zweiten Mal die Flucht aus dem Gefängnis gelungen.

Er war einer der am besten bewachten Strafgefangenen Frankreichs. Dennoch gelang es ihm, „la belle“ zu machen, wie es in der Gaunersprache heißt, und das schon zum zweiten Mal. Der Coup war noch dazu filmreif, denn Pascal Payet wurde von Komplizen per Hubschrauber befreit. „Wenn sich die Gelegenheit zur Flucht bietet, werde ich sie wahrnehmen“, hatte der 44-jährige Gangster schon im Januar dieses Jahres erklärt, als ihn das Schwurgericht in Marseille wegen des Mordes am Fahrer eines Geldtransports zu 30 Jahren Haft verurteilte.

Ausgerechnet am französischen Nationalfeiertag hat er die Drohung nun wahr gemacht. Am Wochenende entkam er auf spektakuläre Weise aus der Haftanstalt in Grasse in Südfrankreich. Seitdem fahndet die Polizei mit Hochdruck nach ihm. Für Frankreichs neue Justizministerin Rachida Dati ist es die erste Bewährungsprobe. Minutiös wie in einem Kriminalfilm war die Aktion inszeniert worden, mit der vier schwerbewaffnete Männer am Abend des 14. Juli Payet aus dem Knast von Grasse holten. Am Flughafen Cannes-Mandelieu hatten sie zuvor einen Hubschrauber der Gesellschaft Azur Hélicoptère entführt und den Piloten mit der Pistole an der Schläfe gezwungen, nach Grasse zu fliegen. Um 18 Uhr 45 setzte die Maschine auf dem Dach des Gefängnisses auf. Während einer der Gangster den Piloten in Schach hielt, brachen die drei anderen mit Schneidbrennern die Tür zum Sicherheitstrakt auf. Dessen Korridore waren zu diesem Zeitpunkt wegen des Schichtwechsels der Wachmannschaften unbeobachtet. Sie befreiten Payet und gelangten unbehelligt mit ihm zum Hubschrauber zurück.

„Das dauerte nicht länger als fünf Minuten“, berichtete der für die Sicherheit verantwortliche Direktor der Strafanstalt, „so schnell konnten wir gar nicht reagieren.“ Aus Rücksicht auf den Piloten hätten auch die Posten auf den Wachtürmen darauf verzichtet, den Abflug des Hubschraubers mit Waffengewalt zu verhindern. Um 19 Uhr 25 landete der Hubschrauber in Brignoles im Departement Var, wo der an beiden Händen gefesselte Pilot freikam und die Gangster das Weite suchten. „Das war eine saubere professionelle Arbeit“, erklärte ein Polizeibeamter, „sie haben sich sogar bei dem Piloten für das Ungemach entschuldigt.“

Die Flucht des als besonders gefährlich geltenden Payet ist für die Verantwortlichen der Justizbehörden peinlich, da er ihnen schon zweimal auf der Nase herumtanzte. 2001 hatten ihn Komplizen, ebenfalls per Hubschrauber, aus der Untersuchungshaft im Gefängnis von Luynes bei Aix-en-Provence herausgeholt. Aus dem Untergrund organisierte er zwei Jahre später, wiederum per Hubschrauber, aus demselben Gefängnis die Flucht anderer Kumpane. Sie wurden kurze Zeit danach verhaftet. Seitdem verbrachte Payet seine Zeit aus Sicherheitsgründen alle drei Monate in einem anderen Gefängnis. Diese ständige Rotation und die Aussicht, frühestens in zwanzig Jahren wieder freizukommen, sei ihm „unerträglich“ gewesen, begründete sein Anwalt die Flucht.

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