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Nachdem die europäische Grenzschutzbehörde Frontex den Weg von Westafrika zu den Kanarischen Inseln versperrt hat, suchen wieder mehr Flüchtlinge den Weg aus Marokko über das Mittelmeer auf einige felsige, unbewohnte spanische Inseln. Diese Flüchtlinge wurden von einer Insel nach Granada gebracht. Doch die Regierung will die Flüchtlinge künftig nicht mehr aufs Festland lassen.

© dpa

Flucht über das Mittelmeer: Ansturm auf Spaniens Felseninseln

Immer mehr Bootsflüchtlinge versuchen, von der nordafrikanischen Küste aus nach Europa zu gelangen.

Spaniens historische Besitzungen an der marokkanischen Küste werden zum Fluchtpunkt für afrikanische Auswanderer. Die Schlepper haben mehrere kleine spanische Inseln vor der nordafrikanischen Küste als Einfallstor für die illegale Einwanderung nach Europa entdeckt. Und Spanien weiß nicht, wie es den Ansturm auf seine Felsenkolonien im Mittelmeer stoppen soll.

Gerade erst strandeten rund 80 afrikanische Flüchtlinge auf der winzigen spanischen Felseninsel „Tierra“, was so viel wie „Boden“ oder „Land“ heißt. Sie hoffen, von diesem unwirtlichen, unbewohnten Flecken den Sprung nach Europa zu schaffen. Doch dieser Traum wird möglicherweise nicht in Erfüllung gehen: Spanien weigert sich, die Migranten, die seit Tagen auf dem Felsen ausharren, aufzunehmen.

Eigentlich hätten die afrikanischen Illegalen zum spanischen Felsen schwimmen können. Denn die spanische Besitzung liegt nur etwa 50 Meter vom marokkanischen Badestrand Shifa entfernt, der zur 200 000-Einwohner-Stadt Alhucemas gehört. Doch die Flüchtlinge kamen nachts auf Booten auf die Insel.

Ähnliche nächtliche Landungen gab es in den vergangenen Monaten auf weiteren spanischen Felseninseln. Mindestens fünf Flüchtlingsboote mit rund 250 Einwanderern kamen auf der Insel Alboran an. Weitere Kähne landeten auf dem Archipel Chafarinas und auf der Inselgruppe Alhucemas, zu der auch Tierra gehört.

Nun will Spanien die neuen Schlupflöcher dicht machen und setzt auf Abschreckung: Während die früheren Inselflüchtlinge in Lagern auf dem spanischen Festland oder den spanischen Festungsstädten Ceuta und Melilla an der marokkanischen Küste aufgenommen wurden, will man bei den Ankömmlingen auf Tierra hart bleiben. „Wir können uns nicht erpressen lassen“, sagte ein Sprecher der spanischen Regierung. Innenminister Jorge Fernandez Diaz will die Flüchtlinge nach Marokko abschieben. Doch Marokkos König Mohammed VI. spielt bisher nicht mit. Zumal er die „Rückgabe“ der spanischen Besitzungen fordert. Die afrikanischen Flüchtlinge dienten ihm schon mehrfach als politisches Druckmittel.

Eine aufwendige Grenzsicherung, wie in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, ist auf den Inseln kaum möglich. Diese beiden spanischen Vorposten mit jeweils rund 80 000 Einwohnern, werden mit hohen und bewachten Stacheldrahtzäunen abgeschirmt. Trotzdem schaffen es jedes Jahr afrikanische Flüchtlinge, die Barriere zu überwinden. 2011 gelangten mehr als 3300 illegale Migranten nach Ceuta und Melilla. Auch 2012 versuchen verzweifelte Flüchtlinge fast täglich, in diese spanischen Städte zu gelangen.

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