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Panorama: Fluggesellschaften streichen wegen der Computergefahren Flüge zum Jahreswechsel

Bis vor wenigen Wochen schien es noch so, als sei zumindest in der Luftfahrt die Computerwelt zum Jahreswechsel in Ordnung, das "Jahr-2000-Problem" gelöst. Inzwischen nimmt auf Grund neuer Erkenntnisse die Befürchtung zu, dass es durch das Jahr-2000-Problem doch zu ernsthaften Beeinträchtigungen des Flugverkehrs kommen könnte.

Bis vor wenigen Wochen schien es noch so, als sei zumindest in der Luftfahrt die Computerwelt zum Jahreswechsel in Ordnung, das "Jahr-2000-Problem" gelöst. Inzwischen nimmt auf Grund neuer Erkenntnisse die Befürchtung zu, dass es durch das Jahr-2000-Problem doch zu ernsthaften Beeinträchtigungen des Flugverkehrs kommen könnte. Betroffen scheinen insbesondere die Routen von Europa in den Fernen Osten und den australisch-pazifischen Raum zu sein. Da einige der zu überfliegenden Länder bisher als "unsicher" gelten, sind zusätzliche Flugstreichungen oder Verspätungen durch große Umwege inzwischen wahrscheinlich. Einige Gesellschaften erklären schon jetzt, dass sie am Boden bleiben werden. Ihnen ist das Risioko zu groß.

Da in älteren Computersystemen und Mikrochips die Jahreszahlen nur mit den letzten beiden Ziffern gespeichert sind, springen deren innere Uhren beim Jahrtausendwechsel auf 00. Da die Systeme dann glauben könnten, sie seien ins Jahr 1900 zurückversetzt, ist mit Betriebsstörungen oder Totalausfällen der betroffenen Anlagen zu rechnen. Weltweit laufen deshalb umfangreiche Umrüstprogramme. Allein die Luftverkehrsgesellschaften geben nach Angaben ihres Dachverbandes IATA rund 2,3 Milliarden US Dollar für die Beseitigung des "Y2K" genannten Problems aus. Während die großen Flugzeughersteller die Funktionstüchtigkeit der Bordcomputer ihrer Maschinen garantieren, liegt bei den Bodeneinrichtungen in manchen Ländern noch einiges im Argen.

Eigentlich hatte die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO längst einen Bericht zum Stand der Vorkehrungen in ihren 185 Mitgliedsländern vorlegen wollen. Jetzt wurde die Veröffentlichung des Reports auf unbestimmte Zeit verschoben. 35 Staaten haben überhaupt noch nicht auf die entsprechende Umfrage reagiert.

Darunter befinden sich zwar für die Luftfahrt unbedeutende Nationen wie Albanien und San Marino, aber auch Slowenien und sogar Rußland. Die US-Bundesluftfahrtbehörde FAA will deshalb demnächst eine regelmäßige Liste der kritischen Länder publik machen. Der internationale Pilotenverband IFALPA hat eine eigene Arbeitsgruppe gebildet. Australische Piloten kündigten bereits an, sie würden sich am Silvestertag eher krank melden, als auf unsicheren Routen zu starten. "Die Zeit wird knapp" sagte der Generalinspektor des US-Verkehrsministeriums, Kenneth Mead, vor einem Parlamentsausschuß. Dass in der Silvesternacht Radaranlagen und Landebahnbeleuchtungen ausfallen und Funkverbindungen zusammenbrechen könnten, wird nicht ausgeschlossen. Während kurz vor Mitternacht kaum Kurzstreckenflüge starten, sind - aufgrund der Zeitverschiebung - rund um den Globus zahlreiche Interkontinentaljets unterwegs, wenn in den einzelnen Zeitzonen die Uhren umspringen.

Als kritisch gelten in Pilotenkreisen die Lufträume über Indonesien, Indien, Kasachstan und Usbekistan. Sperrungen von Lufträumen oder Schließungen bestimmter Flugplätze werden nicht ausgeschlossen.

"Wir können nicht bestätigen, dass Silvester und am Neujahrstag alle Flüge planmäßig stattfinden", heißt es bei Singapore Airlines. Eine Entscheidung, ob Kurse gestrichen werden, soll zum Monatsende fallen. Auch bei der australischen Qantas will man die Absage von Flügen nicht ausschließen. Bei Zweifeln an der Sicherheit einzelner Lufträume werden man das Streckennetz ändern, teilte die Airline mit. "Es kann auf bestimmten Strecken zu Verspätungen kommen", kündigte die Swissair ihren Passagieren an.

Auch bei der Deutschen Lufthansa, die zur Jahrtausendwende allein voraussichtlich 48 Maschinen in der Luft haben wird, will man nötigenfalls einzelne Ziele aus dem Flugplan nehmen.

Einzelne Luftverkehrsgesellschaften wie Virgin Atlantic, Vietnam Airlines und die polnische LOT haben bereits erklärt, dass sie zur fraglichen Zeit lieber am Boden bleiben.

Rainer W. During

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