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Panorama: Forscher sind uneins über umstrittene Fernsehshow - Nur ein produktives Gesellschaftsspiel?

Nach knapp drei Wochen "Big Brother" im Fernsehen kommen Psychologen bei der Bewertung des RTL-II-Spektakels zu verschiedenen Ergebnissen. Nach Angaben von Hinderk Emrich, Leiter der Klinischen Psychiatrie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), drohen "Big Brother"-Dauerkonsumenten Änderungen ihrer Persönlichkeit.

Nach knapp drei Wochen "Big Brother" im Fernsehen kommen Psychologen bei der Bewertung des RTL-II-Spektakels zu verschiedenen Ergebnissen. Nach Angaben von Hinderk Emrich, Leiter der Klinischen Psychiatrie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), drohen "Big Brother"-Dauerkonsumenten Änderungen ihrer Persönlichkeit. "Die zwei wesentlichen psychischen Funktionen sind der Neid und eine Verähnlichungstendenz," sagte er am Montag. "Das heißt, ich will so sein wie der andere." Die Bewohner des "Big Brother"-Hauses könnten für die Zuschauer einen gewissen Vorbildcharakter entwickeln. Die Neidmechanismen funktionierten nach dem Prinzip, "ich möchte auch in der Lage sein, jemand zu sein, der ständig beobachtet und beäugt wird." "Es wachsen menschliche Roboter heran, die lernen, Tasten zu bedienen, um Realität auf einem Bildschirm hinzukriegen". Diese Anonymisierung führe "sehr konsequent in die Drogen oder psychische Störungen hinein".

"Big Brother" helfe den Fernsehzuschauern dabei, das alltägliche Leben wiederzuentdecken, argumentiert dagegen Strätling vom Kölner Medienforschungsinstitut "rheingold" nach einer tiefenpsychologischen Studie, bei der Zuschauer untersucht wurden. "Die Zuschauer haben das wachsende Bedürfnis, den eigenen Alltag zu sehen", sagte er. "Die Ironie ist nur, dass das über das Fernsehen geschieht. Das Interesse lässt sich nicht auf gemeinen Voyeurismus oder Sensationsgier zurückführen", sagte Strätling. "Dafür sind die gezeigten Ereignisse viel zu unspektakulär und alltäglich." Die Konsumenten der Show nutzten "Big Brother", um durch Beobachtung der Gruppe eigene Grundfragen des sozialen Zusammenlebens durchzuspielen. Dabei gingen sie vor wie Kinder mit der Puppenstube: "Sie genießen die Eingriffsmöglichkeiten in das Schicksal der Figuren und deklinieren mit ihnen den banalen Koch-, Putz-, Dusch- und Gammelalltag durch." Die Show habe den "Charakter eines kollektiven Gesellschafts- und Psychospiels". Die gesellschaftliche Beteiligungsquote sei weitaus höher als die Einschaltquote.

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