zum Hauptinhalt

Frankreich: Erneut Brand in Paris - sieben Tote

Wenige Tage nach dem Feuertod von 17 Einwanderern hat es in der Nacht in Paris erneut einen verheerenden Brand in einem von Afrikanern bewohnten Haus gegeben. Dabei kamen sieben Menschen ums Leben.

Paris (30.08.2005, 13:34 Uhr) - Unter den Opfern waren auch vier Kinder. 14 Menschen seien zudem verletzt worden, teilte die Feuerwehr mit. Wie bei den vorangegangenen Bränden mit zusammen 41 Toten waren die Opfer wieder Afrikaner, denen keine bezahlbaren Unterkünfte bereitgestellt werden konnten. Die Katastrophenserie löste politische Empörung über die Wohnungsnot in der französischen Hauptstadt aus, wo viele Luxuswohnungen leer stehen. Präsident Jacques Chirac kündigte «starke Initiativen» gegen den Notstand an und drückte den Hinterbliebenen sein Beileid aus.

Der Brand breitete sich gegen 22.00 Uhr vom unteren hölzernen Treppenhaus des fünfstöckigen Gebäudes aus. Bereits vor der Klärung der Ursache schloss die Polizei Brandstiftung aus. Der Verdacht richte sich auf defekte, frei hängende Stromleitungen in dem zugemüllten Bereich.

Mehrere Menschen seien aus dem Fenster gesprungen, sagte Bambaya Coumba, der bei seiner Heimkehr das Feuer entdeckt hatte. Ein Kind erlag nach einem Sprung aus dem Fenster seinen Verletzungen. Außerdem barg die Feuerwehr aus dem baufälligen Haus sechs Leichen. Etwa 100 Feuerwehrleute brachten den Brand vor Mitternacht unter Kontrolle. Die Überlebenden wurden in Krankenhäuser oder Notunterkünfte gebracht.

Die meisten der Hausbesetzer sind Bürgerkriegsflüchtlinge aus der Elfenbeinküste ohne reguläre Papiere. «Hier wurden Menschen wie Brot gegrillt», sagte der Botschafter des westafrikanischen Landes, Hyacinthe Kouassi. Alle Bewohner müssten eine Aufenthaltserlaubnis bekommen.

Die Stadt Paris verlangte Staatsmittel für den sozialen Wohnungsbau. Bürgermeister Bertrand Delanoë sprach am Brandherd von «einem sehr großen Problem mit unbewohnbaren Häusern». In Paris gebe es etwa 1000 derartige Gebäude, von denen die Hälfte sanierbar sei. Sein Stellvertreter Yves Contassot sagte, das ausgebrannte Gebäude habe keinen Wasseranschluss gehabt, und die Bewohner hätten sich aus einem Hahn an der Straße versorgt. Das Haus stand kurz vor der Renovierung, und die rund 40 Hausbesetzer sollten im September umquartiert werden. Einige Hausbesetzer ohne Papiere hätten aber keine Zusagen für eine Unterbringung während der Renovierung erhalten, sagte Contassot. «Wir dürfen die Leute nicht länger wie im 18. Jahrhundert behandeln.»

Nachbarn erklärten, die Bewohner des Brandhauses hätten «bergeweise Eingaben beim Rathaus gemacht», um gesünderen Wohnraum für ihre Kinder zu erhalten. Vor einem halben Jahr wurde das Haus von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SIEMP gekauft, die es zu den «423 schlimmsten Gebäuden» von Paris rechnet. «Es fehlt nicht an Geld, sondern an Wohnungen», hieß es. Obwohl ein Gesetz seit 2000 die Gemeinden zwingt, 20 Prozent des Wohnraums für Sozialwohnungen bereitzustellen, zahlen Nobelorte lieber Bußgelder, als Sozialbauten neben Villen zu setzen.

Erst am vergangenen Freitag waren bei einem Feuer in einer zur Dauerunterkunft gewordenen Notherberge für afrikanische Einwanderer in Paris 17 Menschen ums Leben gekommen, darunter 14 Kinder. Mitte April hatten 24 Einwanderer aus Afrika beim Brand in einem Pariser Sozialhotel den Tod gefunden. Die Vereinigung Recht auf Wohnen (DAL) kündigte für Samstag Protestmärsche gegen die Wohnungsnot in Paris an. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false