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Frankreich: Ohnmacht und tödliches Spiel

In Frankreich schlagen Eltern toter Kinder Alarm. Mittlerweile sind 13 Schulkinder Opfer eines Zeitvertreibs mit dem harmlosen Namen "Halstuchspiel" geworden. Das Spiel greift in allen Schichten um sich.

War es Selbstmord oder der tödliche Ausgang eines gefährlichen Spiels? Immer wieder stellen sich die Eltern des kleinen Antoine diese Frage, seit sie ihren zehnjährigen Sohn am Wochenende in ihrem Haus bei Paris tief bewusstlos mit einem Tuch um den Hals vorfanden. In der Notaufnahme konnten die Ärzte nur noch seinen Tod feststellen. Obwohl das Ergebnis der Autopsie noch nicht vorliegt, gehen Pariser Medien davon aus, dass Antoine Opfer eines gefährlichen Spiels unter Frankreichs Schulkindern wurde, des „Jeu de foulard“. Antoine, ein gesunder, fröhlicher Junge, wäre damit das 13. französische Schulkind, das in diesem Jahr bei diesem Zeitvertreib mit dem harmlosen Namen „Halstuchspiel“ starb.

In seiner einfachen Version besteht das auch „Tomatenspiel“ genannte Spiel darin, die Luft anzuhalten. Wer das aushält , bis der Kopf rot ist, gewinnt. Bei der gefährlicheren, als „Indianertraum“ bezeichneten Variante helfen Mitschüler nach, in dem sie den Spielern den Hals zudrücken oder indem diese sich selbst mit einem Gürtel oder eben einem Halstuch würgen – bis zur Ohnmacht. Aus der kommen sie oftmals nach ein paar Sekunden wieder zu sich – Sekunden, in denen sie infolge des Sauerstoffmangels wie auf einer Wolke zu schweben glauben.

„Die Gefahr dieses Spiels wird völlig verkannt“, sagt Catherine Vince. Sie ist die Mutter eines achtjährigen Jungen, der sich bei dem Spiel strangulierte. Mit anderen betroffenen Eltern gründete sie einen Interessenverband. Vergangene Woche kamen auf ihre Initiative erstmals Eltern, Pädagogen, Psychologen und Vertreter von Ministerien in Paris zusammen. Das Spiel scheint unter Frankreichs Schulkindern viel verbreiteter zu sein, als angenommen wird. „Das passiert in den Pausen und greift in allen Schichten um sich“, sagt Catherine Vince. Eltern sollten ihre Kinder genauer beobachten und ihnen bei Anzeichen wie roten Wangen, häufigen Kopfschmerzen oder gar Spuren am Hals Fragen stellen.

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