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Panorama: Genf hat das Kommando

Wie die Weltgesundheitsorganisation den internationalen Kampf gegen die Schweinegrippe koordiniert

Genf - Margaret Chan, die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat den Kampf gegen die Schweinegrippe zur Chefsache gemacht. Als die ersten Nachrichten über die Krankheit die Chinesin erreichten, sagte sie alle Termine ab. Am Montag warnte sie ihre Mitarbeiter: Die Lage ist sehr ernst.

Um einen besseren Überblick über den Ausbruch zu erhalten, präzisierte die WHO ihre Dringlichkeitsempfehlungen an die Mitgliedsländer. Die nationalen Behörden sollen bei Verdacht auf Schweinegrippe unverzüglich die Genfer Zentrale benachrichtigen. Damit will die WHO den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen. Nach den bisherigen Erkenntnissen breitet sich das Schweinegrippe-Virus rasend schnell aus. Am Montagabend hat die WHO auch bekannt gegeben, dass sie von Phase drei zu Phase vier ihres sechsstufigen Alarmsystems wechselt. Dies bedeutet eine signifikante Erhöhung des Risikos einer Pandemie. In Phase vier ist eine größere Gemeinschaft von Menschen bedroht, in Phase drei nur kleine Gruppen.

In jedem Fall hat die Schweinegrippe laut WHO das Potenzial für eine Pandemie. Der Ausbruch gebe Anlass für internationale Besorgnis. Auch der Direktor der US-Gesundheitsbehörde CDC, Richard Besser, warnte vor weiteren und ernsteren Erkrankungen. „Wir werden ein breiteres Spektrum der Krankheit sehen“, sagte Besser. Das internationale Gesundheitssystem ist für den Kampf gegen die Schweinegrippe jedoch besser gewappnet als in früheren Fällen. Das versicherte der beigeordnetet WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda.

In der WHO-Zentrale laufen alle Fäden im sogenannten SHOC-Room zusammen. In dieser hypermodern ausgestatteten Kommandozentrale erhalten die WHO-Spezialisten nonstop neue Details und koordinieren den Kampf gegen die Schweingrippe: Vom SHOC-Room aus dirigiert die WHO auch ein Expertenteam, das in Mexiko die Behörden unterstützt.

Pannen und Nachlässigkeiten in der Nachrichtenübertragung behinderten noch den Kampf gegen die Atemwegskrankheit Sars. Erstmals tauchte Sars im November 2002 in China auf, doch die Behörden informierten die WHO erst im Februar 2003.

Besser funktionierte der internationale Kampf gegen die Vogelgrippe, vor allem tauschten die nationalen Behörden und die WHO rascher Informationen aus. Die WHO installierte dafür ein elektronisches System zur schnellen Diagnose und Klassifizierung von Fällen. Doch bis heute fordert die Vogelgrippe Opfer: Noch Mitte April infizierte sich ein 4-jähriger Junge in Ägypten. Insgesamt starben 257 Menschen an der Vogelgrippe. Jan Dirk Herbermann

Jan Dirk Herbermann

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