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Gesundheit: Antons verpatztes Examen

Missverständnisse in der Sprechstunde verlängern das Studium

Als Anton sich zum Examen anmeldete, wusste er noch nicht, dass die schlechte Kommunikation mit seinem Professor einer der größten Hemmschuhe auf dem Weg dorthin werden würde. Klaglos akzeptierte sein Professor das vorgeschlagene Thema. Allerdings entwickelte er noch eine Idee, die Anton unbedingt einarbeiten sollte. Und Anton tat das auch. Doch Monate später monierte der Professor gerade die zuvor von ihm angeregten Ausführungen. Sie würden nicht zum Thema passen. Was war geschehen?

Die Kommunikation mit Dozenten kann schief gehen. Und das ist kein Einzelfall. Denn die Sprechstunden, so Hans-Werner Rückert, Leiter der Studienberatung an der Freien Universität Berlin, haben ein „strukturelles Problem“: „Sie sind ein knappes Gut.“ Oft muss der Student lange warten, um dann ein nur wenige Minuten dauerndes Gespräch zu führen. „Anders als in Amerika spricht der Studierende nicht jede Woche mit seinem Hochschullehrer, sondern viel seltener. So wird das Ereignis von Seiten des Studenten oft mystifiziert“, analysiert Rückert.

Schlechte Voraussetzung für eine Kommunikation, die für Studierende besonders wichtig ist. Wenn ein Student sich beim Professor zur Sprechstunde anmeldet, geht es fast immer um Meilensteine auf dem Weg zum Examen: Hausarbeitsthemen müssen abgesprochen, Prüfungsthemen festgelegt oder Arbeiten besprochen werden. Kein Wunder also, dass Studenten in dieser Situation verunsichert sind. „Die Studierenden nehmen sich in den Sprechstundengesprächen häufig zurück. Sie reduzieren den Umfang ihrer Fragen. Häufig leiten sie das Gespräch ein mit der Floskel: ,Ich habe nur eine ganz kleine Frage’“, berichtet Klaus Hellermann, Leiter des Projektes „Sprechstundenkommunikation“ an der Ruhr-Universität Bochum. Es wird nicht klar, welches Anliegen die Studierenden eigentlich in die Sprechstunde treibt. Und die Lehrenden fragen nicht genauer nach.

Stattdessen beginnen die Hochschullehrer oft über etwas zu dozieren, von dem sie annehmen, dass es mit der Frage des Studenten zu tun hat. Die Studierenden hören dabei zu, ohne selbst aktiv zu werden und nachzufragen. „In solchen Gesprächen fehlt eine effektive Klärung und Bearbeitung des Anliegens“, meint der Diplompädagoge Hellermann. So kommt es in der Schlussphase des Gespräches zu keinen weiterführenden Vereinbarungen.

Der Student wird ohne konkrete Absprache entlassen. Hellermann: „Studierende sind mit diesen Sprechstunden dann unzufrieden. Anders die Lehrenden: Sie schätzen den Erfolg meist positiv ein. Denn sie haben ja ihre Pflicht erfüllt.“

Auch wenn die Rahmenbedingung alles andere als günstig sind, gibt es eine Reihe von Tipps, die Studierende beherzigen sollten. So rät der Diplom-Psychologe Rückert, falls der Hochschullehrer von der Fragestellung des Studis abweicht: „Zivilcourage haben und den Professor unterbrechen.“ Und er fügt hinzu: „Es ist sinnvoll, sich eine Stichwortliste zu machen und diese auch dem Prof in die Hand zu drücken.“ So hat der Lehrende einen Überblick über alle anstehenden Fragen, die sein Gegenüber thematisieren möchte.

Der Politikwissenschaftler Peter Grottian von der Freien Universität favorisiert die Abgabe kurzer Exposés: „Damit der Dozent etwas Schriftliches in der Hand hat.“ Er rät den Studierenden nach Abgabe der Hausarbeiten, auf ein zeitnahes Feedback im Rahmen einer Sprechstunde zu pochen. „Der Student muss dem Dozenten auf den Zehen stehen.“ Am Ende der Sprechstunde sollten konkrete Termin- und Arbeitsvereinbarungen zwischen Professor und Student stehen. Grottian fordert Studierende dazu auf, konkrete Vorschläge zum weiteren Arbeitsverlauf zu machen, falls der Hochschullehrer das nicht selbst in die Hand nimmt. „Dann wird der Prof sich nicht verweigern.“

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