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Gesundheit: Atom-U-Boot "Kursk": Drahtseilakt im Nordmeer

Am 12.August vergangenen Jahres war das russische Atom-U-Boot "Kursk" in der Barentssee gesunken, nun soll es wieder hochkommen - zumindest bis kurz unter die Wasseroberfläche.

Am 12.August vergangenen Jahres war das russische Atom-U-Boot "Kursk" in der Barentssee gesunken, nun soll es wieder hochkommen - zumindest bis kurz unter die Wasseroberfläche. Die niederländische Bergungsfirma Mammoet (Mammut) soll am 15. September das Atom-U-Boot in diesen Schwebezustand bringen und dann in die Trockendocks des Nordmeerhafens Murmansk schleppen. So lautet der Auftrag der russischen Admiralität. Auch Ingenieure der Universität in Bochum sind an dem Unternehmen beteiligt, sie haben gerade die Hebe- und Haltetrossen geprüft.

"Unvorhergesehene Belastungen, beispielsweise hoher Wellengang, werden die Sicherheit vermutlich nicht gefährden", zeigt sich Werner Hanenkamp, Ingenieur an der Ruhr-Universität, zuversichtlich. Jedes der mächtigen Stahlseile ist aus 54 daumendicken Einzelsträngen zusammengedreht, jeder Strang aus sieben Stahldrähten verdrillt. An knapp 10 000 Drähten hängt das Gewicht des U-Boots.

In ihrer Institutswerkstatt hatten die Konstruktionstechniker einen sechs Meter langen Einzelstrang mitsamt seiner Verankerungsvorrichtung in eine 2000-Tonnen-Streckmaschine gespannt. Anschließend wurde das Stahltau malträtiert, bis es riss. Dabei wurden die Dehnungen an den Drähten und die Verformungen der Verankerungen kontinuierlich gemessen. Das Resultat: jeder Strang lässt sich um gut drei Prozent dehnen, ehe er bricht. Zudem trägt jeder der aus Drähten gewickelten Einzelstränge 40 Tonnen Gewicht. Zusammen bewältigen sie so über 56 000 Tonnen, ein gut dreifacher Sicherheitsfaktor. "Diese Ergebnisse zeigen, dass die eingesetzten Stahlmaterialien und die Verankerungskonstruktionen die Anforderungen erfüllen werden", versichert Ingenieur Hanenkamp.

Am 15. September, so der Zeitplan, geht über der gesunkenen Kursk der 140 Meter lange und 36 Meter breite Bergungsponton der Holländer in Stellung. "Giant" (Gigant), so der Name des Eisenfloßes, verfügt über 26 Hebevorrichtungen. Jede davon kann 900 Tonnen tragen. Von den Bordkränen werden die massigen Trossen zum Havaristen heruntergelassen und von Tauchern in den vorbereiteten Öffnungen befestigt. Dann beginnt das Heben. Kommt nichts dazwischen, macht der schwimmende Ponton mit der unter ihm hängenden Kursk am 20. September in Murmansk fest.

Beobachter glauben, das es vor allem militärtechnische Geheimnisse sind, die die russische Flottenführung in Sicherheit bringen möchte. Etwa die Freund-Feind-Kennung, deren Austausch die Sowjetunion zu Zeiten des Kalten Krieges ein halbes Militärbudget gekostet haben soll.

Niko Deussen

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