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Gesundheit: Chemie als Gütesiegel

Zum Tod von Wilhelm Fresenius

Es kommt selten vor, dass ein ChemieUnternehmen ein ausgesprochen positives Image hat. Das Institut Fresenius ist so ein Fall. Fast jeder kennt das „Prüfsiegel“ des Labordienstleisters auf Nutella-Dosen oder Mineralwasser-Etiketten, das ungetrübten Genuss verspricht. Am vergangenen Samstag ist, wie schon gemeldet, der Mann gestorben, der die analytische Chemie zum Markenartikel machte: Wilhelm Fresenius.

Fresenius starb mit 91 Jahren, bis zuletzt aktiv im Aufsichtsrat seiner Firma. Er verband als Lebensmittelchemiker Sachverstand mit unternehmerischem Geschick. Zugleich war Fresenius ein Repräsentant für die Aufbaujahre der Bundesrepublik. 1949 übernahm er die Leitung des damals kaum bekannten Chemischen Laboratoriums Fresenius, das heute Marktführer in der chemischen Analyse von Lebensmitteln ist.

„Der Großvater hatte immer Zeit für mich“, berichtete Fresenius über seine Kindheit. Schon früh wurde der junge Wilhelm so mit der Chemie vertraut gemacht, denn der Familie gehörte ein 1848 gegründetes Labor in Wiesbaden. Für Fresenius kam deshalb nur die Chemie in Frage. Er promovierte 1939 und übernahm nach dem Tod seines Onkels die Leitung des Labors, das 1975 von Wiesbaden nach Taunusstein umzog und heute 570 Mitarbeiter hat. Seit März 2004 ist das Unternehmen eine Tochter der internationalen Prüfgesellschaft SGS. Mit der Firma „Fresenius Medical Care“, einem Medizintechnik-Hersteller in Bad Homburg, verbinden das Labor Fresenius übrigens nur gemeinsame familiäre Wurzeln.

„Heute steht viel zu sehr das Ego, der eigene Gewinn, im Vordergrund“, sagte Fresenius an seinem 90. Geburtstag. Diese Kritik kam aus berufenem Mund, denn Fresenius war weit mehr als „nur“ ein Firmenchef. Er gab Fachzeitschriften heraus, arbeitete an Handbüchern mit und war in der Gesellschaft deutscher Chemiker aktiv, deren Ehrenmitglied er 2001 wurde – eine von ungezählten Auszeichnungen. Von 1971 bis 1998 leitete er die von ihm gegründete Fachhochschule Fresenius, in Wiesbaden war er mehr als 30 Jahre Stadtverordneter für die CDU und zudem 40 Jahre Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. wez

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