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Gesundheit: Chemiker lüften Geheimnis des Mumienbalsams Ägypter verwendeten Öl aus Zedernholz zur Konservierung

Wer seine Schuhe mit einem Spanner aus Zedernholz in Form hält, hat länger Freude daran: Zedernholz hilft, die Schuhe sauber und das mitunter feuchte Fußbett von Pilzen frei zu halten. Mit einem aus Zedernholz gewonnenen Teer haben bereits die alten Ägypter ihre Mumien vor Pilzen und Bakterien geschützt.

Wer seine Schuhe mit einem Spanner aus Zedernholz in Form hält, hat länger Freude daran: Zedernholz hilft, die Schuhe sauber und das mitunter feuchte Fußbett von Pilzen frei zu halten. Mit einem aus Zedernholz gewonnenen Teer haben bereits die alten Ägypter ihre Mumien vor Pilzen und Bakterien geschützt. Ägyptologen hatten zwar lange vermutet, dass zum Einbalsamieren der Leichen Wacholderöl verwendet wurde. Doch Wissenschaftler der Universität Tübingen und des Doerner-Instituts in München haben nun herausgefunden, dass der ägyptische „Balsamico“ vor allem deshalb so gut zur Konservierung geeignet war, weil darin Guajakol vorhanden ist: ein Stoff, der beim starken Erhitzen von Zedernholz unter Luftabschluss (Verschwelung) entsteht.

In den 3000 Jahren ägyptischer Hochkultur wurden Millionen Verstorbene mumifiziert. Man schnitt ihnen den Bauch mit einem äthiopischen Steinmesser auf, nahm Eingeweide wie Leber und Milz heraus und legte diese in Alabasterkrüge. Das Herz blieb drin. Anschließend wurde der Körper – wie beim Einpökeln – händevoll mit Salz gefüllt. Den gut entwässerten Körper wickelten die Ägypter dann in Leinenbinden, die sie zuvor mit einem Mumifierungsbalsam getränkt hatten.

Viele Mumien sind bis heute erhalten geblieben. Einige aber, etwa die von Ramses II, einem der bedeutendsten Pharaonen im 13. Jahrhundert vor Christus, fand man in völlig desolatem Zustand, von Insektenlarven, Pilzen und Bakterien zersetzt. Der Leichnam des Pharao hatte wohl vor allem Parfum statt Mumienbalsam abbekommen.

„Die Ägypter haben keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen, wie die Balsamierungen vorgenommen wurden“, sagt der Chemiker Ulrich Weser von der Uni Tübingen. Womöglich sei die genaue Rezeptur der Öle Allgemeingut, vielleicht aber auch geheim gewesen. Was der griechische Geschichtsschreiber Herodot um 470 vor Christus darüber berichtete, habe sich jedenfalls teilweise als sachlich falsch erwiesen.

Weser und seine Kollegen suchten in einem 3500 Jahre alten Klumpen aus unbenutztem Balsamierungsmaterial nach Inhaltsstoffen. Den braunen Harzklumpen hatten Archäologen in dem Grab der Mumie „Saankh-Kare“ in Deir el-Bahari in Mittelägypten nahe dem Tal der Könige gefunden.

Die deutschen Wissenschaftler entdeckten bei dieser Analyse chemische Stoffe wie Phenole und Guajakol sowie Sesquiterpene, Bestandteile von flüssigem Zedernöl, berichten sie im heute erschienenen Wissenschaftsmagazin „Nature“ (Band 425, Seite 784). Daraus schließen sie, dass die Ägypter die Verstorbenen zu jener Zeit mit „Cedrium“ einbalsamierten, einem öligen Präparat aus Zedernholz, dessen Herstellung der römische Historiker Plinius der Ältere schon vor 2000 Jahren beschrieben hatte.

Die Forscher balsamierten daraufhin Schweinerippen mit vier verschiedenen Inhaltsstoffen von Cedrium ein. Sie untersuchten deren Wirkung auf ein Knochenenzym, das in ägyptischen Mumien hervorragend erhalten ist. „Dabei zeigte sich, dass Guajakol das Enzym besonders gut erhält, obwohl Guajakol ein starkes Fungizid ist“, sagt Weser. „Guajakol ist ein fantastisches Konservierungsmittel.“

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