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Gesundheit: Der Haushaltsroboter

Deutsche Ingenieure stellen einen Prototypen vor

„Darf ich Ihnen einen Saft anbieten?“ Die Stimme des Roboters klingt, wie man sich eine Roboterstimme vorstellt: tonlos, gleichförmig, fast wie ein billiges Plagiat aus Science-Fiction-Filmen oder Computerspielen. Nur, das hier ist kein Film und kein Spiel, das ist echt. Eine Schar von Journalisten drängt sich um „Care-O-bot“, einen brusthohen, blau-silbernen Roboter mit einem Greifarm. Ein runder, flacher Kopf, zwei große Kulleraugen und darunter ein breiter, geöffneter Mund. In den Augen verstecken sich Kameras, in dem Mund ein Laser-Scanner, mit dem der Roboter seine Umgebung abtastet.

Care-O-bot wurde am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart gebaut. „Bitte geben Sie mir den Saft“, sagt er zu einem Besucher, der ein Tetrapak in der Hand hält. Der Mann reicht ihm die Packung, und Care-O-bot greift zu. Dann dreht er sich um und hält inne; fast wirkt er, als überlege er, was als Nächstes zu tun sei. „Ich fahre jetzt zum Esstisch“, unterbricht er die Stille und fährt los. Am Esstisch angekommen, setzt er den Saft vorsichtig auf der Tischplatte ab.

Der Roboter selbst wurde schon vor anderthalb Jahren konstruiert. Neu ist jedoch die Umgebung, in der er manövriert. Erstmals integrierten ihn die Ingenieure in das „intelligente Haus“ (inHaus), das unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) in Duisburg gebaut wurde. Das Haus ist eine Forschungsanlage, in der neue Technologien rund ums Wohnen getestet werden. Es besteht aus einem Wohnhaus, einem Werkstatthaus, einem Garten und einem Multimedia-Auto.

Im intelligenten Haus ist alles elektronisch miteinander vernetzt. Kühlschrank, Waschmaschine, Heizung, Badewanne, Fernseher, Alarmanlage und sogar das Auto kommunizieren miteinander und tauschen Daten aus. Was das bringt?

„Damit lässt sich zum Beispiel Energie sparen. Das Haus stellt fest, wann Sie da sind, und regelt Licht und Heizung entsprechend“, sagt Klaus Scherer vom Fraunhofer IMS. Oder man schickt auf dem Nachhause-Weg eine Nachricht an den Heimcomputer und der veranlasst die Badewanne dazu, schon mal heißes Wasser einzulassen. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, kann man gleich vom Wagen aus abfragen, wie voll der Kühlschrank noch ist, und gegebenenfalls zum Supermarkt durchstarten. Geht die Waschmaschine mal kaputt, dann fragt der Handwerker übers Internet ab, wo der Schaden liegt, und bringt gleich das richtige Werkzeug mit.

In so einer vernetzten Umgebung kann Care-O-bot erst richtig loslegen, indem er seine Roboter-Fähigkeiten mit denen des intelligenten Hauses kombiniert. „Care-O- bot“, ruft eine Frau von der Wohnzimmercouch aus, „hole mir bitte eine Cola aus der Küche!“ Der Roboter funkt den Kühlschrank an, und der überprüft seinen Inhalt und funkt zurück: Keine Cola mehr da. „Cola ist nicht vorhanden“, sagt Care-O-bot, „darf ich ein anderes Getränk bringen?“ Tatsächlich ist der Roboter schon jetzt in der Lage, selbstständig zum Kühlschrank zu fahren, diesen zu öffnen, das richtige Getränk herauszunehmen und ins Wohnzimmer zu bringen – es dauert nur ein bisschen.

Doch was soll so ein Roboter bringen? „Deutschland altert“, sagt Birgit Graf vom Fraunhofer IPA, „in einigen Jahrzehnten wird es doppelt so viele Pflegebedürftige geben wie heute. Sie wollen und können nicht alle ins Altersheim.“ Roboter sollen schon bald Pflegedienste übernehmen, im Haushalt zur Hand gehen und als aktive Gehhilfe dienen. Care-O-bot zum Beispiel hat ausfahrbare Griffe und stimmt sein Fahrtempo exakt auf das der Person ab, die sich auf ihn stützt. Außerdem kann man ihn mit medizinischen Daten füttern – etwa wann und wieviele Tabletten die Person nehmen muss, die er betreut.

Die bisherigen Entwicklungskosten des Care-O-bot belaufen sich auf geschätzte zwei Millionen Euro. Doch wenn der Roboter eines Tages ausgereift ist und in Serienproduktion geht, soll der Stückpreis um die 20000 Euro betragen. „Damit ließen sich ausufernde Personalkosten im Pflegebereich eindämmen“, sagt Graf. Wann die Serienreife erreicht sein wird, können die Fraunhofer-Ingenieure nicht sagen.

Mehr Infos im Internet unter:

www.care-o-bot.de

www.inhaus-duisburg.de/index1.html

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