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Gesundheit: Die Illusion des Uni-Rankings

TURNERS THESEN Mit schöner Regelmäßigkeit werden so genannte Rankinglisten von deutschen Hochschulen erstellt. Seriös verglichen werden können immer nur Fächer, niemals Universitäten als Ganzes.

TURNERS THESEN

Mit schöner Regelmäßigkeit werden so genannte Rankinglisten von deutschen Hochschulen erstellt. Seriös verglichen werden können immer nur Fächer, niemals Universitäten als Ganzes. Werden lediglich objektive Urteile einbezogen, greifen die Indikatoren zu kurz, weil wichtige Aspekte der Außenwirkung nicht berücksichtigt sind. Verlässt man sich nur auf subjektive Einschätzungen, so unterliegt man der Gefahr einer vordergründigen Marketing-Perspektive. Das kann – je nach Adressat der Frage – zu ganz unterschiedlichen Rangplätzen führen. Eine Imageanalyse bei Studenten über die Lehrsituation in einem Fach an einer klassischen Massen-Universität führt regelmäßig zu einer schlechten Beurteilung; eine Befragung von Professoren über das Renommee der gleichen Fakultät in der Forschung ergibt ein überwiegend positives Zeugnis.

Zu den objektiven Merkmalen in Bezug auf die Forschung gehören: Zahl der Forschungsprojekte, Sonderforschungsbereiche, Drittmittel , Dissertationen, Habilitationen, Preise, Ehrungen, erteilte und abgelehnte Rufe, Stipendien und Publikationen. Für die Lehre sind objektiv von Bedeutung: Verhältnis der Studienbewerber zu der Zahl der zugelassenen Studenten, Verhältnis der Studienanfänger zu den Absolventen, Notenspiegel, Stipendiaten, ausländische Studenten, Studiendauer, Ausstattung mit Personal- und Sachmitteln oder Lehrbuchautoren der Fakultät. Unter den subjektiven Kriterien sind besonders wichtig im Hinblick auf Forschungsleistungen die Aussagen durch die scientific community und die Bewertung durch fachkundige Dritte. Bezüglich der Lehre sind Einschätzungen durch Studenten, Absolventen, Fachkollegen und Personalchefs Erkenntnisquellen.

Die Auslotung der genannten Merkmale mit dem Ziel, eine exakte Reihenfolge zu erstellen, ist ein sehr arbeits- und zeitaufwändiges Unterfangen. Ob es sich lohnt, ist vor allem deshalb zweifelhaft, weil über die Gewichtung der Kriterien gestritten werden kann. Eine „Verrechnung“ durch Gewichtung erweckt den Eindruck, als gäbe es hier Kompensationen, derart, dass überfüllte Hörsäle durch ein Angebot attraktiver Kneipen – unter Freizeitwert der Hochschulstadt einzuordnen – im Rahmen einer Bewertung der Hochschulen ausgeglichen werden können.

Wenn Erhebungen zu entsprechenden Fragen in ihrem Ergebnis auf das beschränkt bleiben, was sie aussagen können, kann das hilfreich für persönliche Entscheidungen sein. Aussagen über die Qualität ganzer Einrichtungen erwecken einen falschen Eindruck und sind deshalb irreführend.

Fortan schreibt George Turner an dieser Stelle jede zweite Woche.

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