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Gesundheit: Die neuen Medienberufe starten oft ohne die Kammern

Die sich rasant entwickelnde Medienbranche und das starre berufliche Ausbildungssystem in Deutschland kommen einfach nicht zusammen. Doch die Unternehmen greifen zur Selbsthilfe: 70 in Berlin ansässige Betriebe der neuen Medien haben sich unter dem Dach des Bildungswerks der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg (bbw) zusammengefunden und bilden Event-Fachkräfte, IT-System-Elektroniker, Mediengestalter und Werbekaufleute aus.

Die sich rasant entwickelnde Medienbranche und das starre berufliche Ausbildungssystem in Deutschland kommen einfach nicht zusammen. Doch die Unternehmen greifen zur Selbsthilfe: 70 in Berlin ansässige Betriebe der neuen Medien haben sich unter dem Dach des Bildungswerks der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg (bbw) zusammengefunden und bilden Event-Fachkräfte, IT-System-Elektroniker, Mediengestalter und Werbekaufleute aus. "Wir bieten Schulabsolventen eine Erstausbildung als modulare Verbundausbildung an", sagte Klaus-Dieter Teufel, Geschäftsführer des bbw gestern vor der Presse.

Die Auszubildenden schließen einen Vertrag mit dem bbw, werden dann aber für "Anwendungs- und Vertiefungsphasen" in verschiedene Betriebe geschickt. So muss das bbw nicht ständig in neue Techniken investieren, kann die Infrastruktur der Firmen nutzen. Anders als bei einer klassischen Berufsausbildung sollen die Azubis in Projekten Teilverantwortung selber übernehmen. Dadurch entstehe, so Bernd Magull von der Werbeagentur Dorland, "Kreativität und Engagement". "Man muss sie in die Verantwortung stellen, das wird an den Unis eklatant vernachlässigt."

Siemens hat für die Ausbildung der Event-Elektroniker eine eigene "Übungsfirma" gegründet, die eigenverantwortlich Firmenveranstaltungen organisiert. Hier übernehmen die Azubis technische und konzeptionelle Aufgaben bei Veranstaltungen jeglicher Art. "Die ersten Absolventen haben im September ihren Abschluss gemacht", berichtete Uwe Behns, Ausbildungsprojektleiter der Siemens AG. "Alle davon sind untergekommen, manche haben sogar ein Unternehmen gegründet." Trotz des Erfolgs soll daraus aber keine geregelte Berufsausbildung entstehen. "Wir müssen uns davon verabschieden, für jede technische Anwendung gleich einen neuen Ausbildungsberuf zu schaffen", sagte Teufel. Dass die Grundlagen jeweils in Modulen vermittelt werden, habe den Vorteil, dass man diese Einheiten schnell neuen Anforderungen und Techniken anpassen könne.

Drei Jahre dauern die verschiedenen Ausbildungsgänge, wer das Abitur hat, kann eine Verkürzung beantragen. Doch nicht immer sind Abiturienten die besseren Kanditaten. "Beim anonymen Auswahlverfahren vor unserer Auswahlkommission hat ein Hauptschüler am besten abgeschnitten, der seinen Abschluss auch noch als Externer bestanden hat", sagte Behn und fügte hinzu: "Formale Qualifikationen sind uns schnurzpiepegal." Soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit wurden als Schlüsselqualifikation benannt. Rainer Thiem von der Multimediafirma Art & com präzisierte, was damit gemeint ist: "Ein wissender Mitarbeiter, der nicht in der Lage ist, dieses Wissen im Betrieb zu vermitteln, nützt uns nichts." Im Idealfall, so Magull, dienten die betrieblichen Ausbildungsmodule auch zur Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter.

Podiumsdiskussionen, Performance und Videopräsentation wurden am gestrigen Abend gemäß der Projektphilosophie von den Azubis selber organisiert. Die 350 angekündigten Firmen werden sich die begehrten Absolventen danach wohl ersteigern müssen.Infos beim bbw im "Haus der Wirtschaft", Am Schillertheater 2, 10625 Berlin. Telefon: 030 / 310 05-0, E-mail: bbw@bbw-berlin.de .

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