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Gesundheit: Für Ingenieure reicht der Bachelor nicht

In drei Jahren kann man keinen Ingenieur ausbilden, sagen die Präsidenten der neun führenden technischen Universitäten in Deutschland. Allein die Grundlagenausbildung in Mathematik, Informatik und den Naturwissenschaften verschlinge im klassischen Ingenieurstudium die meiste Zeit bis zum Vordiplom nach vier oder fünf Semestern.

In drei Jahren kann man keinen Ingenieur ausbilden, sagen die Präsidenten der neun führenden technischen Universitäten in Deutschland. Allein die Grundlagenausbildung in Mathematik, Informatik und den Naturwissenschaften verschlinge im klassischen Ingenieurstudium die meiste Zeit bis zum Vordiplom nach vier oder fünf Semestern. Deswegen könne ein Bachelor nach sechs Semestern für die Ingenieure nur eine „Drehscheibe“ sein, erklärten die TU-Präsidenten am Mittwoch in Berlin: zum Masterstudium an derselben Universität, im Ausland oder in einem anderen Fach – oder zum Wechsel von einer Fachhochschule zur Universität. Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören die Präsidenten der technischen Universitäten in Aachen, Berlin, Braunschweig, Darmstadt, Hannover, Karlsruhe, München, Stuttgart und Dresden.

Dass die Studienreform in diesem für die Wirtschaft so entscheidenden Massenfach große Probleme aufwirft, war von Anfang an klar. Nun haben die neun Unis dem Bachelor als berufsqualifizierendem Abschluss für die Ingenieursausbildung eine Absage erteilt. Sie wollen nur den Master als Regelabschluss akzeptieren.

Ist die Studienreform damit für die Ingenieursausbildung gescheitert, bevor sie richtig begonnen hat? Nein. Die technischen Universitäten betonen, dass sie zu der Reform stehen. Sie halten die Verabredung der meisten europäischen Bildungsminister in Bologna, die neuen Studiengänge bis 2010 flächendeckend einzuführen, für verbindlich, den „Bologna-Prozess“ für unumkehrbar. Allerdings haben die Unis Probleme mit der strikten Zeiteinteilung, die die deutschen Kultusminister den Reformstudiengängen verordnet haben: drei Jahre bis zum Bachelor, zwei Jahre bis zum Master.

Die Reaktion der neun TU-Präsidenten ist ein klares Signal dafür, dass die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master jetzt in eine kritische Phase kommt. Nachdem bislang erst acht Prozent der Studiengänge umgestellt sind, geht es in den kommenden Jahren um die Massenfächer. Problematisch werden die verkürzten Bachelor-Studiengänge in Fächern, die für sehr genau definierte, spezialisierte Berufe qualifizieren. So ist die Einteilung in Bachelor und Master im Lehrerstudium problematisch – in geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen dagegen nicht.

Auch für die Fachhochschulen empfehlen die neun technischen Universitäten eine Neuausrichtung. Sie sollten darauf verzichten, einen Bachelor nach sechs Semestern anzubieten. Er würde nicht anerkannt werden. Die Fachhochschulen sollten einen sieben bis achtsemestrigen Studiengang als Regelabschluss anbieten, der das unverzichtbare Praxissemester einschließt. Dieser Bachelor sollte ein eher anwendungsorientiertes Profil besitzen, während der an einer technischen Universität erworbene Ingenieurs-Bachelor ein „stärker forschungsorientiertes Profil“ haben solle – als Vorstufe zum Masterstudiengang. Weiterstudieren sollen allerdings nur die wirklich Qualifizierten.

Für die Berliner Technische Universität erklärte Vizepräsident Jörg Steinbach, die TU werde wegen der Qualität der Ausbildung zum Ingenieur jeden Konflikt mit den Berliner Politikern aufnehmen, um diese neue Konzeption umzusetzen. Es sei an der Zeit, nach den vielen Sparrunden in der Stadt ein deutliches Zeichen für die Qualität zu setzen.

Uwe Schlicht

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