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Gesundheit: Gesponserte "Mützen" und "Hüte"

Regelmäßig schleichen wir uns inkognito in Vorlesungen und üben schonungslos Kritik - oder sind voll des Lobes."Gloomy Monday!

Regelmäßig schleichen wir uns inkognito in Vorlesungen und üben schonungslos Kritik - oder sind voll des Lobes.

"Gloomy Monday!" Mit diesen Worten beginnt der schwedische Gast-Professor Thorsten Nybom seinen Vortrag. "Gloomy Jahrhundert!" Dann singt er ein paar Takte.

Von der finnischen EU-Mitgliedschaft bis zu isländischen Sagen über Harald den Haarschönen (ein norwegischer König im Mittelalter): mit solchen Themen beschäftigen sich Skandinavistik-Studenten. Das Wissen kann man benutzen, um bei IKEA die Originalbezeichnungen zu entschlüsseln oder mit Isländern das Vorkommen von Elfen zu besprechen (die bewachen auf der Insel angeblich jeden dritten Gesteinsbrocken).

Weitere Vorkenntnisse sind notwendig, um die Ausführungen von Thorsten Nybom zu verstehen. Der garniert seine trockenen Sätze gerne mit schwedischen Bezeichnungen. Nybom redet über das 18. Jahrhundert. In Stockholm etablierte sich das Parlament und zwei Parteien bestimmten den politischen Alltag, die "Hüte" und die "Mützen" - nach dem Äußeren ihrer Mitglieder benannt. Zu den "Hüten" gehörten höhere Beamte, Offiziere und Unternehmer, zu den "Mützen" Kleinbürger. "Die Mützen kriegten Geld aus Russland, die Hüte aus Frankreich", erklärt Nybom in verständlichem, aber holprigem Deutsch.

Warum wird die Vorlesung nicht in Schwedisch gehalten? An Berliner Universitäten gibt es generell zu wenig Lehrveranstaltungen in Fremdsprachen. Wenn Nybom Schwedisch spräche, könnten die Skandinavistik-Studenten gleich ihre Sprachkenntnisse trainieren. Aber dann wären wiederum die vielen Studienanfänger, die die Vorlesung besuchen, wahrscheinlich überfordert, gibt eine Hörerin zu bedenken. Vermutlich sind auch anderthalb Stunden professoraler Zuwendung zu viel. Nybom endet um Punkt 11 Uhr 25 Uhr. Warum? "Er macht meist früher Schluss", antwortet eine Studentin.Die Vorlesung "Skandinavische Geschichte 1000 bis 2000" findet montags 10 bis (offiziell) 12 Uhr in der Dorotheenstraße 24, Raum 103, statt.

Josefine Janert

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