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HeilSTÄTTEN: Hasen und Rehe kreuzen den Weg

Die Irren müssen vor die Stadt, hatte es geheißen, als Ende des 19. Jahrhunderts das Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus in Biesdorf errichtet wurde.

Die Irren müssen vor die Stadt, hatte es geheißen, als Ende des 19. Jahrhunderts das Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus in Biesdorf errichtet wurde. Heute liegt die einstige „Anstalt für Epileptische“ innerhalb der Stadtgrenzen, im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Der weitläufige Park und die Gebäude sind denkmalgeschützt, und zwei Häuser beherbergen jetzt die private Augenklinik Marzahn. So läuft man in die Augenklinik auch vom S-Bahnhof Wuhletal über einen idyllischen Fußweg inmitten grüner Wiesen. Mit etwas Glück kreuzt ein Hase den Weg, vielleicht sogar ein Reh.

1990 waren die Klinikgebäude so verfallen, dass der Blick vom Erdgeschoss bis durch die Dächer reichte. 40 Millionen Mark hat die Sanierung der beiden Häuser, die zusammen 6 000 Quadratmeter groß sind, gekostet. Eröffnet wurde die Augenklinik 1998. Heute hat sie rund 27 000 Patienten jährlich, etwa 3 600 von ihnen werden stationär aufgenommen. Im Hauptgebäude sind Ambulanz, drei OP-Säle und eine Station mit 24 Betten untergebracht, im Gäste- und Bettenhaus stehen noch einmal 27 Betten zur Verfügung.

Die Eingangshalle des Hauptgebäudes ist die ehemalige Sporthalle des Wilhelm-Griesinger-Krankenhauses. Die hölzerne Decke ist 120 Jahre alt. Es gibt eine Cafeteria und einen Wartebereich, in dem sich die Patienten der Ambulanz die Zeit vertreiben können, bis sie an der Reihe sind. Die Rettungsstelle ist rund um die Uhr geöffnet. Eine bebilderte Übersicht auf dem Gang zeigt, was die Patienten auch hierher bringen kann: Verletzungen des Auges mit Säure, scharfen Gegenständen, durch Verbrennungen. Kein schöner Anblick.

Oft kümmern sich die Augenärzte auch um Patienten des benachbarten Unfallkrankenhauses Berlin. Bei Verbrennungsopfern etwa steht ein Chirurg der Augenklinik dort mit am Operationstisch. In der Augenklinik werden jährlich über 6000 Operationen durchgeführt. Am häufigsten operieren die Ärzte den Grauen Star. Dabei setzen sie statt der getrübten Augenlinse eine künstliche ein.

Laser sind gar nicht mal die wichtigsten Instrumente der Augenchirurgen. Natürlich existieren sie in unterschiedlichen Varianten, doch der Zugang zum Auge ist auch mit anderen Instrumenten möglich. Herzstück der OP-Säle sind die großen Mikroskope, die von der Decke hängen – schließlich wird hier im mikrochirurgischen Bereich operiert. Der Altersdurchschnitt der Patienten liegt bei über 70 Jahren, das erfordert auch pflegerische Tätigkeiten vom Klinikpersonal. Zwar ist der Aufenthalt in der Klinik meist nicht lang. Doch für viele ist er emotional, immerhin geht es bei den Augen um die Verbindung zur Außenwelt. Franziska Felber

AUGENKLINIK MARZAHN

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