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Gesundheit: Hochschuldidaktik: Interview: Den eigenen Gedanken trauen

Tony Musgrave unterrichtet an der FU Kreatives Schreiben für wissenschaftliche Mitarbeiter; im Rahmen der Sommer-Universität gibt er ein Kurzgeschichten-Seminar. Der gebürtige Engländer lebt seit 1973 in Berlin und ist seit 1990 hauptberuflich Schriftsteller.

Tony Musgrave unterrichtet an der FU Kreatives Schreiben für wissenschaftliche Mitarbeiter; im Rahmen der Sommer-Universität gibt er ein Kurzgeschichten-Seminar. Der gebürtige Engländer lebt seit 1973 in Berlin und ist seit 1990 hauptberuflich Schriftsteller. Er hat Kurzgeschichten veröffentlicht, sein Roman "The Wall, it Fell" erscheint im Herbst bei zirconbooks.com.

Herr Musgrave, wozu sollen junge Wissenschaftler kreativ schreiben?

Sicherlich nicht, um Schriftsteller zu werden. Aber die Teilnehmer bekommen einen anderen Zugang zum Schreiben: Gerade Akademiker neigen ja dazu, sich absichern und auf Autoritäten stützen zu wollen. Beim Kreativen Schreiben kommt es aber darauf an, den eigenen Gedanken zu trauen. Was andere schon geschrieben haben, interessiert gar nicht! Das empfinden viele Teilnehmer als Befreiung.

Wie fangen Sie an?

In der ersten Sitzung lasse ich sie fünf Minuten lang alles schreiben, was ihnen in den Kopf kommt, automatisches Schreiben heißt das. Dann lesen sie ihre Texte vor ...

Und das machen alle brav mit?

Es gefällt ihnen natürlich überhaupt nicht! Akademiker haben oft Angst, sich zu blamieren. Aber ich sage: Man wird nicht schreiben lernen, wenn man nicht bereit ist, sich zu blamieren. Einige springen nach der ersten Sitzung ab. Aber die anderen kommen jede Woche, und es macht ihnen viel Spaß. Ich bemühe mich, eine Vertrauensatmosphäre zu schaffen.

Wie geht es dann weiter?

Ich gebe immer einen Beispieltext, etwa Nelson Mandelas Beschreibung seiner Beschneidung oder Kafkas Brief an seinen Vater. Und dann bitte ich sie, auch einen Text über einen Wendepunkt im Leben zu schreiben oder einen nicht verschickten Brief an eine ausgewählte Person. Das kann frei erfunden sein oder, verfremdet, aus dem eigenen Leben. Jede Woche bekommen sie eine solche Schreibaufgabe; das übt sehr, und man lernt viel durch die gemeinsame Besprechung der Texte.

Zurück zur Wissenschaft: In ihrem Alltag können die Tiermediziner, Psychologen, Architekten das aber nicht anwenden?

Doch! Akademiker sollen ja nicht nur Fachkenntnisse vermehren, sondern sie auch vermitteln - und da nützt es durchaus, wenn man mit Bildern, Spannung, Überraschungen arbeiten kann.

Herr Musgrave[wozu sollen junge Wissenschaftler k]

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