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Gesundheit: „Ich fühle mich gleichberechtigt“

Barbara RüdigerMastandrea, 38 Jahre, seit 2003 Juniorprofessorin für die Stochastik und ihre Anwendungen in den Naturwissenschaften am Fachbereich Mathematik der Universität Koblenz. Verheiratet, ein Kind.

Barbara RüdigerMastandrea, 38 Jahre, seit 2003 Juniorprofessorin für die Stochastik und ihre Anwendungen in den Naturwissenschaften am Fachbereich Mathematik der Universität Koblenz. Verheiratet, ein Kind.

Ich bin vor sieben Jahren aus Italien gekommen, da kennt man die Habilitation nicht. Trotzdem hatte ich eigentlich vor, mich zu habilitieren, nachdem ich einige Jahre in Deutschland gearbeitet hatte. Als ich dann aber auf die Juniorprofessur hier in Koblenz berufen wurde, habe ich diesen Plan aufgegeben, denn die Verwaltung der Universität hat mir mitgeteilt, dass in Rheinland-Pfalz eine Junior-Professur mit der Habilitation nicht vereinbar sei.

Ob ich mit diesem Verzicht zufrieden bin? Ich weiß nicht! Es kommt alles darauf an, wie sich die Juniorprofessur entwickelt. Wenn es so kommt, wie es anfangs dargestellt wurde, dass die Juniorprofessoren als gleichwertig betrachtet oder sogar ernster genommen werden als ihre habilitierten Kollegen, dann ist dieser Verzicht eine gute Sache, weil ich meine Energie mehr auf Forschung und Lehre konzentrieren kann. Aber im Moment ist die Lage ganz unklar. Manche Universitäten sind für die Juniorprofessur, andere dagegen, und viele wissen nicht im Voraus, ob sie das Geld haben, die Juniorprofessuren dann in Lebenszeit-Professuren umzuwandeln.

Ich persönlich fühle mich als Juniorprofessorin sehr wohl. Am Fachbereich bin ich die Einzige, in der Universität in Koblenz sind wir aber insgesamt fünf Juniorprofessoren und haben schon eine interdisziplinäre Antrittsvorlesung mit Erfolg gemeinsam gestaltet. Ich werde von den Kollegen gleichberechtigt behandelt. Meine Ausstattung ist, da wir eine junge Universität sind, sehr gut. Ich habe keinen wissenschaftlichen Mitarbeiter, aber eine studentische Hilfskraft, und ich unterrichte durchschnittlich vier Wochenstunden im Semester. Durch Prüfungen, die ich abnehmen muss, fühle ich mich nicht über Gebühr belastet. Die Erfahrung in der Gestaltung der eigenen Lehre ist in meinen Augen eine wichtige Qualifikation, die Juniorprofessuren denen, die sich nur habilitieren, voraushaben.

Ich bin froh, dass ich in Deutschland arbeiten kann; die Lage der Universitäten in Italien ist seit dem Amtsantritt von Berlusconi tragisch, was die Möglichkeiten betrifft, qualifiziert zu forschen und zu lehren.

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