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Gesundheit: In Liebe vereint

Die Berliner Humboldt-Universität weiß jetzt, wie sie sparen will

Am 28. Januar ging die Sitzung des Akademischen Senats der Humboldt-Universität im Getöse unter: Studenten verhinderten mit Pfiffen und Johlen eine Entscheidung über die Streichung von 90 Professuren und die Einsparung von 30 Millionen Euro. Die Sitzung wurde vertagt und fand gestern ihre Fortsetzung. Welch ein Wandel: Im letzten Satz des gestern mit großer Mehrheit angenommenen Beschlusses jubelten die Studenten: „Wir lieben uns alle!“

Inzwischen hatten die Studenten ihren Radikalvorschlag vom Januar, statt 90 nur 51 Professuren zu streichen, aufgegeben. Sie überraschten den Akademischen Senat gleich zu Beginn mit einem neuen Vorschlag. Nicht 90 sondern nur 74 Professuren müssten künftig gespart werden. Was gestern herauskam, kommt den Vorstellungen der Studenten sehr nahe. Die Humboldt-Universität wird nicht mehr 30 Millionen Euro bis zum Jahr 2009 sparen, sondern 28, 4 Millionen Euro. Und statt der 90 Professuren werden jetzt nur noch 78 aufgegeben. Fünf weitere Professuren können noch gerettet werden, wenn sich bei Prüfterminen im Herbst 2004, im Jahr 2006 und 2008 herausstellen sollte, dass die Haushaltsrisiken geringer sind als es heute erscheint. Denn außer der Sparvorgabe des Senats muss die Humboldt-Uni noch einen Personalüberhang aus der Sparrunde von 1998 bewältigen. Der kostet sie etwa 15 Millionen Euro. Und ob das Wort des Regierenden Bürgermeisters hält, dass es bis zum Jahr 2009 keine Tariferhöhungen geben wird, ist ungewiss.

Als vorläufige Sieger gehen die Landwirte aus dem Streit hervor, während Präsident Jürgen Mlynek Federn lassen musste. Er hatte sich nicht nur dem Wunsch der Mehrheit zu beugen, möglichst viele Professuren zu erhalten. Im Beschluss des Akademischen Senats gibt es auch keinen Hinweis mehr auf Mlyneks zukunftsweisendes Konzept, die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät aufzulösen und einen Teil ihrer Professuren in eine erst zu gründende Fakultät für Lebenswissenschaft aufzunehmen. Mlynek wollte den Landwirten 21 Professuren von 31 nehmen. Mit zehn verbleibenden Professuren sahen die Landwirte keine Zukunft. Jetzt Beschloss der HU-Senat, ihnen 13 Professuren zu belassen mit Aussicht auf 15, wenn es später die Haushaltslage zulässt.

In der Chemie, der Europäischen Ethnologie, der Geographie und den Kulturwissenschaften wird nicht so stark gestrichen wie es Mlynek vorgab. Die Bibliothekswissenschaften müssen ein neues Konzept vorlegen, wenn sie ihre zwei Professuren behalten wollen, oder sie gehen unter. Erst in ferner Zukunft bei besserer Haushaltslage soll es bei den Romanisten, den Rehabilitationswissenschaften und den Theologen nicht ganz so brutal aussehen wie heute: Jeweils mit einer zusätzlichen Professur könnte ihnen geholfen werden.

Uwe Schlicht

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