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Gesundheit: Kein Kinderspiel

Ein Jahr nach Pisa: Die Kultusminister tagen zum 300. Mal. Ihr Programm ist hart

Es war genau vor einem Jahr: Wenn die Kultusminister am 5. Dezember in Bonn zu ihrer 300. Sitzung zusammenkommen, liegt der Schreck über das miserable deutsche Abschneiden genau 365 Tagen zurück. Die Frage nach Konsequenzen und Reformen stellt sich automatisch. Haben die Kultusminister Sinnvolles und Wirkungsvolles unternommen. Ist nach dem Schrecken ein Ruck durch die Schulen gegangen?

Jedenfalls versagen sich die Kultusminister zum Jubiläum jegliches Festtagsprogramm. Arbeiten ist angesagt. Noch immer ist ja beispielsweise der zweite Teil der deutsche Pisa-Untersuchung (Pisa-E) nicht ausgestanden und der Veröffentlichungstermin weiter unbekannt.

Soziale Gerechtigkeit kaum Thema

So mancher Angriff liegt hinter der Ministerrunde. Nie vorher war ihre Abschaffung so offensiv gefordert worden wie nach Pisa. Denn international bekamen die Schulen fast die schlechtesten Ergebnisse bei der sozialen Gerechtigkeit. Entsprechend hoch ist die Drop-out-Quote. Fast jeder vierte Jugendliche in Deutschland ist in seinem 16. Lebensjahr nicht über elementare Lesefähigkeiten hinaus gekommen und beim Umgang mit Gebrauchstexten eher hilflos. Die Lehrer kennen ihre schwachen Leser oft gar nicht. Das machen fast alle anderen Länder besser.

Die Liste der Kultusminister über ihre Aktivitäten gegen den Bildungsnotstand ist beeindruckend lang. Einige Länder bemühen sich um die Schulung der Mütter ausländischer Schüler. Bayern arbeitet an einem Rahmenplan für die Bildung in der Vorschule. Brandenburg will „Konsultationskitas“ einrichten. Für den Umgang mit Schulverweigerern wird in mehreren Ländern ein neues Konzept entwickelt, für die Entwicklung einer „Erziehungspartnerschaft“ zwischen Elternhaus, Schule und Bildungsberatung. Auch die Ausbildung der Lehrer ist endlich stärker in den Blick gerückt. Da hat beispielsweise Berlin Reformen begonnen. Brandenburg und Baden-Württemberg versuchen sich daran, Mängel in der der Kindesentwicklung frühzeitig zu erkennen. Sprachförderkurse sind angekündigt. Neue Rahmenpläne für Grundschulen entstehen. Die empirische Erforschung und Evaluierung des Unterrichts – bisher ein Stiefkind deutscher Bildungsforschung – wird weiterentwickelt.

Am verheißungsvollsten ist die Ankündigung der Kultusminister, sich auf gemeinsame Bildungsstandards zu verständigen und deren Einlösung dann zu überprüfen. Doch bisher gibt es diese Standards nicht. Bei alldem fällt es schwer, einen roten Faden zu erkennen. Denn die Initiativen verteilen sich ja auf die Länder. Der eine arbeitet an den tut dies, der andere tut das. Eine Evaluierung dieser „Maßnahmen“ auf ihre Wirkung hin, müsste gleich mit entwickelt werden.

Und während sich die Kultusminister in ihrem Kreis parteipolitische Auseinandersetzungen weitgehend ersparen, ist unterdessen der Streit mit dem Bund um die Ganztagsschule in den Mittelpunkt gerückt.

Streit um die Ganztagsschule

Der Bund hat für die Förderung der Ganztagsschule vier Milliarden Euro bereitgestellt. Doch nun dauert der Streit mit den Ländern an, was davon bezahlt werden soll. Schule ist Ländersache, meinen die meisten Föderalisten. Aber einfach ablehnen, wollen sie das Geld auch nicht. Die Union drängt schon länger darauf, pauschal durch einen höheren Anteil an der Umsatzsteuer zu Geld zu kommen. Auf den Ausbau der Ganztagsschule wollen sie sich aber nicht verpflichten lassen. Bayerns Schulministerin Monika Hohlmeier (CSU) und ihre baden-württembergische Amtskollegin Annette Schavan (CDU) kritisieren zudem, dass die vier Milliarden Euro zu gering bemessen sind. Der Ausgang des Streits ist offen.

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