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Der Tscheche Radek Martinek im Spiel gegen Russland.

© AFP

Kolumne zu Sportverletzungen: Dr. Dollas Diagnose (10)

Einst behandelte der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla die Spieler von Hertha BSC, für uns schreibt er seine Kolumne "Dr. Dollas Diagnose". In der aktuellen Folge geht es um eine Notfallsituation - eine verschluckte Zunge.

Für den Tschechen Radek Martinek ist die Eishockey-Weltmeisterschaft in der Slowakei beendet. Der NHL-Spieler der New York Islanders erlitt bei einem Foul im Spiel gegen Lettland eine schwere Gehirnerschütterung. "Er hatte die Zunge verschluckt und war eine oder zwei Minuten bewusstlos. Er war in einer lebensbedrohlichen Situation", sagte der Verbandsarzt. Was heißt es, die Zunge verschluckt zu haben?

Es ist prinzipiell unmöglich, die eigene Zunge zu verschlucken. Das ist eher eine laienhafte Umschreibung dessen, was passiert. Natürlich kann ein Bewusstloser an seiner Zunge ersticken, aber nicht, weil er diese verschluckt hat. Das passiert im Zustand der Bewusstlosigkeit. Meist geht dem ein Zusammenprall oder ein Unfall voraus.

Besonders betroffen sind Sportler bestimmter Kampf- und Spielsportarten wie Boxen, Eishockey, Fußball, American Football oder Handball. Wir kennen diese Problematik aber auch aus dem Alltag. Gleich wobei, es handelt sich hierbei um eine Notfallsituation.

Dabei kommt es zur Verlegung der Atemwege, der Betreffende bekommt nur noch sehr wenig oder gar keine Luft mehr.

Die Zunge ist ein Muskel der am Rachengrund seinen Ursprung hat. Wenn also vom "Zunge verschlucken" gesprochen wird, erschlafft der Muskeltonus der Zunge. Die Zunge, wie auch die Skelettmuskulatur, wird bei der Bewusstlosigkeit schlaff. Da der Bewusstlose häufig in Rückenlage liegt, rutscht durch die Schwerkraft die Zunge nach hinten, also in den Rachen.

Dr. Thorsten Dolla schreibt regelmäßig für den Tagesspiegel über Sportverletzungen.
Dr. Thorsten Dolla schreibt regelmäßig für den Tagesspiegel über Sportverletzungen.

© promo

Um die Atemwege frei zu machen, gibt es einen speziellen Handgriff, der zum Freimachen und auch zum Freihalten der Atemwege dient - auch Esmarcher Handgriff genannt. Dabei wird der Kopf überstreckt und der Unterkiefer nach vorne gedrückt und angehoben. Bei der Überstreckung des Kopfes darf es nicht zu einer aktiven Überstreckung der Halswirbelsäule kommen, da auch die Halswirbelsäule verletzt sein könnte.

Wenn jemand das Bewusstsein verliert, sollten Ersthelfer die Atmung kontrollieren: Sind die Atemwege frei? In den Erste-Hilfe-Kursen wird auch die stabile Seitenlage gezeigt. Dabei kommt es bei Überstreckung des Kopfes auch zum Freihalten der Atemwege.

Eine Notfallsituation zu erkennen, ist lebensrettend. Nicht nur im professionellen Sport, sondern auch im Freizeitsport kann es zu solchen Notfällen kommen.

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