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Gesundheit: Kuss der Chemie

Hartmut Wewetzer über die CharmeOffensive der Forschung „So ein Kuss kommt von allein/nur verliebt braucht man zu sein“, trällerte es einst im deutschen Schlager. Aber so einfach, wir haben es geahnt, ist die Welt nun einmal nicht.

Hartmut Wewetzer über

die CharmeOffensive der Forschung

„So ein Kuss kommt von allein/nur verliebt braucht man zu sein“, trällerte es einst im deutschen Schlager. Aber so einfach, wir haben es geahnt, ist die Welt nun einmal nicht. Serotonin, Oxitocin, Vasopressin – eine ganze Batterie von Chemikalien stimuliert Nerven und Sinne, wenn zwei Menschen sich küssen. Und schon sind wir mitten in der Welt der Moleküle. So trickreich wollen uns Wissenschaftler in ihren Bann ziehen, wenn sie am morgigen Donnerstag mit der Wanderausstellung „Der Kuss“ in Berlin das „Jahr der Chemie“ eröffnen. Die Botschaft ist klar: Wir Menschen sind (auch) Chemie. Jeder ein brodelndes Laboratorium mit dem Magen als Giftküche im Erdgeschoss und der subtilen Nanochemie der Hirnhormone im feinsinnigen Oberstübchen.

Die Chemie ist dabei, ihr altes Schmuddel-Image abzulegen. Das hat mit der wachsenden Bedeutung der eher positiv besetzten Lebenswissenschaften zu tun, in denen die Biochemie eine entscheidende Rolle spielt. Es hat aber auch damit zu tun, dass die chemische Industrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und Millionen Arbeitsplätze im krisengeschüttelten Deutschland von ihr abhängen. Die Auseinandersetzungen werden trotzdem weitergehen. Aktueller Hauptstreitpunkt ist die Reform der EU-Chemikalienpolitik, mit der die Sicherheit von Mensch und Umwelt erhöht werden soll. Die Industrie dagegen sieht Milliardenkosten auf sich zukommen, befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen und die Abwanderung von Firmen ins Ausland. Da braucht es schon besonders raffinierte Küsse, damit die Chemie wieder stimmt.

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