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Gesundheit: Per Mausklick in die Oase von Turfan

Am Anfang stand der Mord an einem schottischen Reisenden in Zentralasien. Bei dessen Aufklärung fielen dem englischen Leutnant Bower Sanskrit-Texte in die Hände, die dieser an Gelehrte in seiner Heimat weiterleitete.

Am Anfang stand der Mord an einem schottischen Reisenden in Zentralasien. Bei dessen Aufklärung fielen dem englischen Leutnant Bower Sanskrit-Texte in die Hände, die dieser an Gelehrte in seiner Heimat weiterleitete. Von diesem Moment im Jahre 1899 an begann der Wettlauf nach Turfan, einer Oase an der Seidenstraße. Unter der Schirmherrschaft Kaiser Wilhelms II. unternahm auch das Berliner Museum für Völkerkunde Expeditionen. Von den insgesamt vier Forschungsreisen brachten die Berliner über 400 Kisten mit Schriftstücken und Gemälden mit. Diese Fundstücke begründeten die Turfan-Forschung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften - ein Jahrhundertprojekt.

Dieses und vergleichbare Vorhaben brauchen viel Zeit - und darin liegt ein Problem: "Heute werden solche finanziell schwer kalkulierbaren Projekte kaum noch geduldet", sagt Ralf Wolz, Akademie-Referent. Mit ihren "Projekten des Monats" ist die Akademie in die Offensive gegangen. Alle vier Wochen wird ein neues Langzeit-Projekt vorgestellt. "The electronic Life of the Academy" (Telota) soll vor allem die breitere, interessierte Öffentlichkeit auf die langjährigen Vorhaben aufmerksam machen. Dabei geht es nicht nur um die Qualität der Forschung, sondern auch darum, dass diese kostenlos im Internet bereitsteht. Ein Bespiel: Wer früher Leibniz-Handschriften studieren wollte, musste nach Wolfenbüttel - heute genügt bei einigen von ihnen der Weg zum eigenen PC, zum Projekt des Monats im Dezember 2005.

Als "Projekte des Monats" hat die Akademie im vergangenen Jahr unter anderem auch das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm und das Wörterbuch der Gegenwartssprache präsentiert. Für Zeithistoriker besonders interessant ist das März-Projekt: Die Jahresberichte für deutsche Geschichte der Zwischenkriegszeit enthalten nicht nur vollständige Forschungsüberblicke und Bibliografien dieser Jahre. Per Mausklick kann man die wesentlichen Tendenzen der deutschen Geschichtsschreibung bis 1940 verfolgen.

Mit ihren digitalen Projekten will die Akademie nicht in Konkurrenz zu den Verlagen treten. Viele Vorhaben werden bewusst mit zeitlicher Verzögerung digital publiziert. Oder, als Schnupperangebot, weit vorher: Im November präsentierte die Akademie einen Band des "Corpus Medicorum Graecorum/Latinorum", der erst 2010 in den Buchhandel gelangen wird.

DasProjekt im Internet:

www.bbaw.de/pom/pom.html

Elke Kimmel

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