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Gesundheit: Schlusslicht Deutschland

Alle Politiker sind sich neuerdings einig, dass Deutschland mehr Ganztagsschulen braucht. Warum ist Deutschland, was das betrifft, ein Schlusslicht in Europa?

Alle Politiker sind sich neuerdings einig, dass Deutschland mehr Ganztagsschulen braucht. Warum ist Deutschland, was das betrifft, ein Schlusslicht in Europa?

Ein Grund dafür ist: Unsere föderale Struktur macht es besonders schwer, Reformen durchzusetzen. Deutschland ist in vieler Hinsicht ein konservatives Land. Vieles, was sich in anderen Ländern natürlicherweise und über lange Zeit entwickelt hat, wird hier erst spät und oft in einer Zwangssituation eingeführt - wie jetzt, wo Kinder und qualifizierte Arbeitskräfte fehlen und die halbtägige Paukschule pädagogisch versagt hat.

Werden nicht alle hehren Versprechungen der Politiker am Geld und am Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern scheitern?

Bildung ist bei uns Ländersache, aber der Bund muss und kann stärkere Vorgaben machen. Die ebenfalls föderale Schweiz macht es vor: Dort wurde gerade ein Gesetz verabschiedet, das den Bund verpflichtet, über zehn Jahre je 100 Millionen Schweizer Franken an schulische und vorschulische Einrichtungen zu vergeben, die ganztägige Bildung und Betreuung anbieten wollen. Hinzu kommen in den nächsten vier Jahren 400 Millionen Franken Darlehen. Umgerechnet auf unsere Bevölkerungszahl wären das pro Jahr 780 Millionen Euro, plus in den ersten vier Jahren 3 Milliarden Euro Darlehen.

Das ist mehr als die vier Milliarden Euro, die Schröder für diesen Zweck versprochen hat ...

Ja, aber das Geld kommt wieder rein! Studien in der Schweiz und den USA haben gezeigt: Investitionen in Ganztagsbildung rechnen sich in kürzester Zeit. Denn die öffentlichen Kassen nehmen, wenn mehr Frauen berufstätig sind, mehr Steuern ein und geben weniger für Sozialhilfe aus, auch die Kriminalität Jugendlicher sinkt. Und man verhindert die gigantische Verschwendung von Humanressourcen, die entsteht, wenn gut ausgebildete Frauen ihren Beruf aufgeben müssen!

Das Gespräch führte Dorothee Nolte.

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