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Gesundheit: Speiseplan für Sportler

Muss sich ein Spitzenathlet anders ernähren als ein Hobbyläufer? Nur in Ausnahmefällen, sagen Experten

An Dieter Baumann liegt es bestimmt nicht, dass der Markt für Sportlernahrung derzeit boomt. „Ich esse lustbetont“, sagte der 5000-Meter-Olympiasieger von Barcelona 1992 jetzt bei einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in der Universität Hohenheim. Beim Thema „Sport und Ernährung“, sorgte der sympathische Weltrekordler mit seinem lockeren Ton im gut gefüllten Hörsaal für manchen Lacher: Als „Azubi“ habe er sich hauptsächlich von Currywurst und Leberkäse ernährt, später, als er anfing, ernsthaft Sport zu betreiben, habe er „so ziemlich alle Phasen“ durchgemacht, „auch die vegetarische“.

Heute ernährt sich Baumann eher spartanisch, nimmt nur noch wenig Kalorien zu sich – und schwört auf sein Müsli, das ihn mit Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium und Magnesium versorgt, und so den Verlust durch die ein bis eineinhalb Liter Schweiß leicht wettmachen, die jede Stunde Dauerlauf kostet.

Müssen Spitzensportler wie Baumann sich anders ernähren als unsereins? Grundsätzlich: nein. Ausnahmen bilden Hochleistungssportler, die extrem viel Energie verbrauchen, beispielsweise Radfahrer oder Gewichtheber. In Sportarten, in denen ein niedriges Gewicht große Vorteile bringt, beim Frauenturnen beispielsweise, wird nicht selten gehungert. „Hier werden Ansätze für Essstörungen gelegt“, sagt der Freiburger Mediziner Aloys Berg.

„Vollwertige Ernährung“, lautet die Devise des Sportmediziners. 98 Prozent der Bevölkerung, Sportler inklusive, könnten ihren Energie- und Nährstoffbedarf mit den üblicherweise verfügbaren Lebensmitteln abdecken. Spezielle Nahrung oder „Supplements“ mit Vitaminen oder Mineralstoffen seien allenfalls im Hochleistungsbereich nötig. Die Zusammensetzung dieser Mittel müsste allerdings genau angegeben und überwacht werden, fordert Berg.

Ausgewogene Nahrung kommt also Sportlern wie Bewegungsmuffeln gleichermaßen zu Gute und Fehler im Speiseplan schaden ebenso. Allerdings merken Sportler an nachlassender Leistung schneller, wenn die Ernährung nicht stimmt, sagt Berg. Ansonsten würden „Ernährungssünder“ oft erst nach Jahrzehnten mit möglicherweise fatalen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen konfrontiert.

Vorbild sind die sportlich aktiven Menschen bei der Ernährung allerdings nicht. Untersuchungen haben ergeben, dass Sportler – wie der Rest der Bevölkerung auch – zu süß, zu salzig und zu fett essen und zu viel an tierischen Lebensmitteln zu sich nehmen. Nur selten ist die Nahrung mit Anteilen von 60 Prozent Kohlehydraten, 30 Prozent Fett und zehn Prozent Proteinen optimal zusammengesetzt.

Körperliche Aktivitäten verbrauchen zusätzliche Energie, die durch Oxidationsreaktionen zur Verfügung gestellt wird. Der Organismus von Sportlern ist daher „oxidativem Stress“ ausgesetzt. Es entstehen „freie Radikale“: aggressive Substanzen, die Gefäße und Organe schädigen können. Um genügend schützende Antioxidantien, Vitamine beispielsweise, aufzunehmen, brauche man keine Extramittel, meint Berg. „Supplements bringen nichts.“ Möglicherweise schaden sie sogar.

Zumindest erweist sich in Versuchen mit „sportlichen“ Mäusen die zusätzliche Gabe des Antioxidanten Vitamin E jedenfalls als negativ. Bei den Mäusen, die im Käfig fleißig ihre Runden drehen, wird zwar größerer oxidativer Stress festgestellt als bei faulen Artgenossen. Doch die aktiven Nager produzieren gleichzeitig Schutzstoffe, so dass sich bei ihnen vergleichsweise wenig Schäden finden. Ob dies beim Menschen auch so ist, sollen Langzeitversuche klären, die in Freiburg durchgeführt werden. Daraus könnten Ernährungsempfehlungen für die Bevölkerung resultieren.

Doch bereits jetzt können mit Kohlehydraten angereicherte Getränke empfohlen werden, um Flüssigkeits- und Energieverluste während des Sports auszugleichen. „Bei einer Stunde Aerobic reicht Mineralwasser völlig aus“, sagt der Hamburger Ernährungswissenschaftler Michael Hamm. Muss länger geschwitzt werden, seien leicht kohlehydrathaltige Getränke angebracht.

Experte Hamm setzt zunächst auf die „Do-it-yourself“-Methode, etwa Apfelsaft mit stark natriumhaltigem Mineralwasser im Verhältnis eins zu drei oder eins zu vier zu mischen. Wer allerdings längere Strecken, Marathon etwa, angeht, sollte auf spezielle Sportlergetränke zurückgreifen. Schließlich müssten die Energie-Speicher schnell aufgefüllt werden – und die Verdauung sollte bis zum Zieleinlauf nicht störend wirken.

Paul Janositz

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