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Gesundheit: Warum werden Haare weiß?

Irgendwann ist es so weit. Über Nacht ist alles weiß.

Irgendwann ist es so weit. Über Nacht ist alles weiß. Schneeweiß. Sie schauen aus dem Fenster: ein Wintermärchen.

Manche Menschen haben Angst, dass es ihnen vor dem Spiegel eines Morgens genauso gehen könnte. Das Haar ist plötzlich weiß. Schlohweiß.

Ein Ammenmärchen. Denn so schnell verlieren Haare ihre Farbe nicht. Sie können ihre Farbpigmente nicht abschütteln wie Wolken den Schnee, sondern fallen aus, Strähne für Strähne, ehe sich neue Haare den Weg bahnen, die von einem gewissen Alter an zunehmend unpigmentiert sprießen. Erst diese neuen Haare sind weiß. Wenn sie sich unter schwarze oder braune Haare mischen, ergibt ihr Zusammenspiel den Farbeindruck Grau.

Es dauert im Normalfall etliche Jahre, bis jemand wirklich weiß wird. Kopfhaare erneuern sich nach etwa vier bis sechs Jahren, Barthaare stehen nur ein Jahr ihren Mann, kürzere Flaum- oder Wimpernhaare haben noch kürzere Zyklen. Das ist eine Erklärung dafür, dass der Bart oder die Schläfen eher ergrauen.

Das einzelne Haar ist nicht durchgängig gefärbt. Fein verteilte Pigmentkörnchen tragen den Farbstoff Melanin, eine Substanz, die die ultraviolette Strahlung der Sonne in unserer Haut gut absorbiert. Dieses Melanin wird an der Haarwurzel produziert, wo das Haar in der Lederhaut verankert ist.

„Dort unten sitzen viele unreife Haarzellen, die wie aus einer Tulpenknolle nach oben als Haar rauswachsen“, sagt Nathalie Mandt, Spezialistin für Haarerkrankungen der Berliner Charité. Der Haarfarbstoff entsteht in benachbarten Zellen, den Melanozyten. „Sie haben kleine Arme. Mit diesen Tentakeln packen sie die Haarzelle und übertragen den Farbstoff.“

Pigmentkörnchen im Haar enthalten zwei Typen von Melanin: das schwarz- braune Eumelanin und den gelb-roten Farbstoff Phaeomelanin. Ihr Mengenverhältnis bestimmt die Farbrichtung, der Gehalt an Melanin die Farbtiefe.

Im Alter ziehen sich die Hauptakteure zurück: Die Zahl der Melanozyten als auch ihre Aktivität nimmt ab. Dann bleiben die neuen Haare unpigmentiert. Je nach Veranlagung entdeckt der eine schon mit 20 sein erstes graues Haar, der andere erst mit 60.

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