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Gesundheit: Was wir wollen Richtig studieren Geld verdienen Hilfe leisten Kontakte knüpfen

Heute startet das Sommersemester. Vier Berliner Studenten erzählen, was sie besonders bewegen wird

Selim Harbi, 23, studiert Techno und Wirtschaftsmathematik an der TU

In diesem Semester soll mein Studium endlich richtig losgehen. Ich bin aus Tunis hierher gekommen. Das Studium an den Unis ist hier billiger als in anderen Ländern – obwohl der Sprachkurs Deutsch 3000 Euro gekostet hat. Aber bisher hat die Bürokratie mir ziemlich viele Hindernisse in den Weg geworfen. Das sind nicht nur die vielen Gänge zur Ausländerbehörde. Vor meinem ersten Semester stand ich auf einer Warteliste. Ich habe die Zusage fürs Studium einen Monat zu spät bekommen, damit war das Semester verloren. Letztes Semester ging es besser. Aber ich habe gemerkt, dass Wirtschaftsmathe einfach nicht mein Fach ist. Ich will etwas machen, was meinem Land nützt. Das Klischee sagt: Das sind Ingenieure. Aber was wir wirklich brauchen, ist Kultur. Waren Sie schon mal in den Vorstädten von Tunis? Da ist für uns junge Leute alles tot, da muss dringend was passieren. Ich will Filme machen. Deswegen habe ich mich jetzt für Filmwissenschaften beworben. Ich habe mich jetzt erst einmal als Nebenhörer angemeldet – damit ich meinem Traum wenigstens etwas näher komme.

Helena Seidel, 21, studiert Geschichte und Germanistik an der Freien Universität

Ich brauche dringend einen zweiten Job. Bisher putze ich dreimal in der Woche in der Praxis einer Physiotherapeutin. Das ist anstrengend, aber ich bekomme zehn Euro pro Stunde. Jetzt reicht es einfach nicht mehr. Ich will umziehen, und für die Miete benötige ich mehr Geld. Ich wohne in einem Wohnheim in Lankwitz: Acht Leute auf einem Gang, mein Zimmer ist zwölf Quadratmeter groß. Wohnen ist gar nicht das richtige Wort, ich gehe da nur zum Schlafen hin. Deswegen will ich da raus. Ich will lieber alleine wohnen. Das Studentenwohnheim kostet 170 Euro Miete, die meine Eltern zahlen. Mehr als 200 Euro wollen sie auf keinen Fall dazugeben, es wird also knapp. Ich hab jetzt 250 Euro im Monat zur Verfügung. Allein die Monatskarte kostet 46 Euro, ein Semesterticket gibt es im Sommer an der FU ja nicht. Dazu kommt noch Mensa und das Essen zu Hause, und meinen Freund in Wittstock will ich auch ab und zu besuchen. Ich bewerbe mich als studentische Hilfskraft. Ins Call-Center gehen viele Studenten, aber das will ich auf keinen Fall. Was ich doof finde, kann ich nicht anderen aufquatschen.

Claudia Roesch, 21, studiert Anglistik und Geschichte an der Humboldt-Uni

Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich in den Ferien immer eine Jugendfreizeit organisiert. Das will ich diesen Sommer wieder machen. Mit sechs Freunden fahre ich mit Kindern aus meiner Aachener Kirchengemeinde nach Zeeland in den Niederlanden. Dort mieten wir zwei Wochen ein Haus, und die Jugendlichen versorgen sich selbst. Die sind zwischen zehn und 14, für die ist es unheimlich gut, mal auf eigenen Beinen zu stehen. Ich finde es wichtig, Kontakt zu denen aufzubauen. In dem Alter hat man ja die großen Krisen der Pubertät. Da will ich als Ansprechpartnerin Hilfestellung geben. Außerdem ist es eine Abwechslung zur Uni. Ich bin in der Fachschaft. Im Moment kämpfen wir mit Nachwuchsproblemen. Die älteren schreiben alle ihre Magisterarbeit. Manchmal sind wir nur zu fünft. Wir haben gemerkt, dass wir hochschulpolitisch nicht so den Durchblick haben. Das versuchen wir abzustellen. Diesen Sommer treffen sich alle Fachschaften aus Deutschland in Berlin. Da will ich mich informieren, wie in Zukunft Studenten an den Unis zugelassen werden.

Mathias Roloff, 25, studiert Bildende Kunst an der Universität der Künste

Dieses Semester ist mein letztes Semester. Ich habe mir vorgenommen, Rundgänge durch die Galerien zu starten, die später meine Bilder ausstellen könnten. Ich suche die, die auf meine Spezialitäten Stillleben und figürliche Malerei spezialisiert sind. Ich kenne schon einige, aber es kommen nur wenige Galeristen zu einem Rundgang, wenn wir unsere Abschlusspräsentation haben. Prinzipiell sind wir Künstler Einzelkämpfer. Aber gerade in dieser Phase ist es gut, wenn wir zusammenhalten. Man könnte gemeinsam Galerien besuchen. Wenn man in einem Loch ist, kann man sich gut bei den anderen Anregungen holen. Oft denke ich, dass ich mit einem bestimmten Problem alleine bin. Wenn ich mich mit Kommilitonen unterhalte, merke ich: Die stehen vor dem gleichen Problem. Und wenn man schludrig wird, können einen die anderen wieder pushen. Ob mir der Galerienrundgang leicht fallen wird? Ich bin schon unsicher. Aber ich werde es schaffen, auf die Leute zuzugehen.

Aufgezeichnet von Tilmann Warnecke; Fotos: Thilo Rückeis

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