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Gesundheit: Wir brauchen alle Talente

Deutschland muss den Anteil von Frauen in der Wissenschaft steigern

Von Annette Schavan Der Frauenanteil in Führungspositionen ist zu gering. Das betrifft die Wirtschaft, viele öffentliche Einrichtungen und auch die Wissenschaft. Die Zahlenreihe ist eindeutig: 48 Prozent aller Studierenden sind Frauen. Unter den Promovenden sind es 39 Prozent. Unter den habilitierten Wissenschaftlern sind nur 28 Prozent Frauen. Und nur neun Prozent aller C-4-Professuren sind mit einer Frau besetzt. Bei den Führungspositionen in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen liegt ihr Anteil bei lediglich sieben Prozent.

Die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft ist längst nicht erreicht. Das ist ungerecht, es schadet aber auch, denn Deutschland braucht alle Talente. Es gibt nach wie vor gute Gründe: Wir brauchen mehr und wirksamere Wege, um die Talente von Frauen und Männern gleichermaßen wahrzunehmen. Deutschland kann es sich nicht leisten, so viele Frauen während der akademischen Laufbahn zu verlieren. Noch immer gibt der Weltfrauentag Anlass, gerade in Deutschland zu fragen: Wie schaffen wir es, deutlich mehr Frauen wissenschaftliche Karrieren zu ermöglichen?

Denn die aktuellen Zahlen offenbaren zugleich einen unvertretbaren Verlust an Wissen und Können. Wir können es uns aber nicht leisten, auch nur auf ein Talent zu verzichten. Unsere Wissensgesellschaft benötigt schon heute exzellente Fach- und Führungskräfte. In Europa fehlen derzeit rund 700 000 Forscherinnen und Forscher. Der demografische Wandel tut das seine. Auch deshalb ist es zwingend notwendig zu einem höheren Anteil an Frauen in der Wissenschaft zu kommen. Die Bundesregierung hat konkrete Schritte getan:

Beim Bafög wird künftig ein pauschaler Kinderbetreuungszuschlag von 113 Euro pro Monat gezahlt, wodurch eine frühere Familiengründung auch während des Studiums leichter werden soll.

Im Befristungsrecht in der Wissenschaft, dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz, wurde über die Einführung einer familienpolitischen Komponente erreicht, dass sich bei Betreuung von Kindern die Befristungsdauer um zwei Jahre je Kind verlängert.

Der Hochschulpakt zwischen Bund und Ländern trägt Sorge dafür, dass in den nächsten Jahren 90 000 Studienanfängerplätze geschaffen werden.

Die Forschungsorganisationen haben konkrete Förderlinien für Wissenschaftlerinnen geschaffen, zum Beispiel das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Bei der Exzellenzinitiative fließt auch die Frauenförderung als wichtiger Bestandteil in Begutachtung ein.

Wichtig ist darüber hinaus der Ausbau des Betreuungsangebots für Kleinkinder, um Familie und Karriere besser zu vereinbaren, zum Beispiel die ausgezeichnete Initiative an der Universität Erfurt, die ein exzellentes Betreuungsangebot bietet.

Weitere Initiativen müssen folgen. Unser Ziel muss sein, den Frauenanteil in der Wissenschaft deutlich zu erhöhen und in einem Zeitraum von zehn Jahren zu verdoppeln.

Die Autorin ist Bundeswissenschaftsministerin.

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