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Gesundheitsstudie: Jedes 7. Kind psychisch auffällig

Der Sozialstatus entscheidet über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. So weisen Heranwachsende aus armen Familien in allen Bereichen - von Gesundheit über Lebensqualität bis Unfallrisiko - die schlechtesten Ergebnisse auf.

Berlin - Das Robert-Koch-Institut, das die Studie vornahm, stellte zudem Hinweise auf eine "neue Morbidität" bei den heute Heranwachsenden fest, die von Entwicklung-, Gefühls- und Verhaltensstörungen bestimmt ist. Mehr als jedes fünfte Kind zwischen sieben und 17 Jahren zeigt Hinweise auf psychische Auffälligkeiten.

Im Großen und Ganzen gehe es den Kindern in Deutschland zwar gut, erklärte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. "Doch leider gibt es auch das genaue Gegenteil. Dies gilt besonders für Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Familien mit Migrationshintergrund." In dieser Gruppe gebe es häufiger einen ungesunden Lebensstil und ein erhöhtes Unfallrisiko. Zudem würden die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt seltener besucht. Deshalb müssten die staatlichen Präventionsangebote gerade in dieser Gruppe ansetzen.

Bronchitis die häufigste Krankheit

Das RKI hatte für die repräsentative Studie knapp 18.000 Kinder und Jugendliche untersucht und deren Eltern befragen lassen. Dabei wurden Daten zu körperlichen und seelischen Erkrankungen, aber auch zur Entwicklung, Ernährung und dem Sportverhalten erhoben. Den Ergebnissen zufolge sind 15 Prozent der Heranwachsenden übergewichtig. Der Anteil steigt, je älter die Kinder werden. Bei den körperlichen Krankheiten gebe es eine Verschiebung von akuten zu chronischen Erkrankungen. Mit 13,3 Prozent ist die Bronchitis die häufigste Krankheit, gefolgt von Neurodermitis und Heuschnupfen.

Im Bereich der psychischen Erkrankungen zeigen von allen Kindern und Jugendlichen 11,9 Prozent der Mädchen und 17,6 Prozent der Jungen Auffälligkeiten. 9,7 Prozent der Mädchen und 8,6 Prozent der Jungen haben emotionale Probleme. Als hyperaktiv müssten 10,8 Prozent der Jungen und 4,8 Prozent der Mädchen eingestuft werden. Eine gesonderte Erhebung bei den Sieben- bis 17-Jährigen ergab für 21,9 Prozent der Heranwachsenden dieser Altersgruppe Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Dabei treten in erster Linie Ängste auf, aber auch Störungen des Sozialverhaltens und Depressionen.

Höheres Risiko für Kinder mit Migrationshintergrund

Das RKI betrachtete erstmals auch gesondert die Heranwachsenden mit Migrationshintergrund. Diese zeigen demnach ebenfalls in vielen Bereichen deutlich höhere Risiken. So liegt die Zahl der Migrantenkinder mit Essstörungen um 50 Prozent höher als die der übrigen Kinder. Mädchen mit Migrationshintergrund machen deutlich weniger Sport als ihre Altersgenossinnen. Und Migrantenkinder zeigen ebenso wie Kinder aus sozial benachteiligten Familien eine deutlich höhere Gewaltbereitschaft.

Nach einer anderen Studie haben Kinder allerdings selbst unter ungünstigen Bedingungen die Chance, gesund aufzuwachsen, wenn die Familien einfache Regeln befolgen. Besonders wichtig dafür sei ein strukturierter Tagesablauf, ergab die von der Universität Bielefeld und der Gesellschaft für angewandte Sozialforschung im Auftrag der AOK und des "Stern" erarbeitete Studie. "Regelmäßigkeit sowie das Miteinander von Eltern und Kindern können in schwierigen Situationen das Familienleben sehr erleichtern", erklärte Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Empfehlenswert seien gemeinsame Aktivitäten und mindestens eine gemeinsame Mahlzeit im Kreis der Familie. (tso/AFP)

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