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Greifswald: Mutter prügelt auf ihr Kind ein

Die Serie schwerer Kindesmisshandlungen in Deutschland reißt nicht ab: Eine 20-jährige Mutter aus Niedersachsen soll ihrem Kind den Schädel zertrümmert haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel will nun handeln.

Laut Polizei wurde am Sonntag eine 20-jährige Mutter in Greifswald in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert, weil sie ihren dreieinhalb Monate alten Sohn so schwer geschlagen haben soll, dass dieser einen Schädelbruch erlitt. Die Frau gestand die Tat demnach und sagte aus, sie sei überfordert gewesen. In der vergangenen Woche waren in mehreren deutschen Städten Säuglinge tot aufgefunden worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will den Kindesschutz zu einem Schwerpunkt der nächsten Ministerpräsidenten-Konferenz im Dezember machen.

Wie die Polizeidirektion in Anklam weiter mitteilte, sagte die Frau aus, ihren Sohn am Freitag mehrfach mit der Faust auf den Kopf geschlagen zu haben. Einer Ärztin habe sie zuvor erzählt, sie sei mit dem Kind auf dem Arm in der Wohnung gestürzt. Da die schweren Verletzungen so jedoch nicht zu erklären gewesen seien, habe die Klinik einen Rechtsmediziner eingeschaltet. Dieser habe den Verdacht der Kindesmisshandlung bestätigt. Der Junge erlitt demnach einen Schädelbruch und muss mindestens eine Woche lang im Universitätsklinikum Greifswald behandelt werden. Er wies zudem Blutergüsse an Armen und Po auf.

Polizei ging von vermindeter Schuldfähigkeit aus

Die in Papenburg in Niedersachsen lebende Frau war zur Tatzeit mit ihrem Kind zu Besuch bei ihrer Mutter in Greifswald. Die Großmutter des Jungen hatte laut Polizei nach einem ähnlichen Vorfall vor etwa zwei Monaten auf Vermittlung des Jugendamts in Papenburg das Aufenthaltsbestimmungsrecht beantragt. Nach der neuerlichen Vernehmung im Zusammenhang mit der Misshandlung am vergangenen Freitag ging die Polizei in Anklam von "verminderter Schuldfähigkeit" aus.

In Berlin und im thüringischen Nordhausen wurden am vergangenen Donnerstag zwei tote Babys gefunden. Laut Generalstaatsanwaltschaft verdurstete ein sechs Wochen altes Mädchen in der Hauptstadt, nachdem die Mutter zuvor wahrscheinlich an einer Überdosis Drogen gestorben war. In Nordhausen hatte sich die 27-jährige Mutter laut Polizei bei einer Selbsthilfegruppe in Hamburg gemeldet und angegeben, dass sie entbunden habe und das Kind nun wahrscheinlich tot sei.

Bundeskanzlerin will handeln

Für Entsetzen hatte zuvor der Tod von fünf Kindern im schleswig-holsteinischen Darry und der Fund von drei Babyleichen im sächsischen Plauen gesorgt. Für die von ihrer psychisch kranken Mutter getöteten fünf Jungen aus Darry fand am Sonntag im benachbarten Lütjenburg eine bewegende Trauerfeier statt.

Ein Sprecher Merkels kündigte am Freitag an, die Bundeskanzlerin wolle die Themen Kindeswohl und Kindesschutz auf der nächsten Konferenz der Ministerpräsidenten am 19. Dezember behandeln. An der Konferenz sollten demnach auch die Fachminister der Bundesregierung teilnehmen. (mist/AFP)

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